Wege des Glaubens und der Liebe

Unter dem Motto „Walk of Faith“ (Weg des Glaubens) stand der Jugendgottesdienst in der Diessenhofer Stadtkirche am Abend des 28. Februar. Zwei jugendliche Moderatorinnen eröffneten den Ablauf. Die Band samt Jugendchor breitete einen stimmigen Klangteppich aus, unterstützt durch farbenfrohe Lichtbänder an den steinernen Wänden und Säulen. Die Lieder bewegten die versammelten Schülerinnen und Schüler zum Mitsingen und Mitklatschen. Darunter waren so kraftvolle Titel wie Golgatha, Hope has a name (Hoffnung hat einen Namen) und Heartbeat (Herzschlag). Die zunächst spielerisch-fröhliche Stimmung wechselte in gespannte Aufmerksamkeit, als die Verkündigung der biblischen Botschaft begann.

Sterne des Glaubens

Das Dekorations-Vorbereitungsteam hatte auf dem Boden des Kirchenschiffs papierförmige Sterne plaziert: Auf ihnen waren die Namen der reformierten Schülerinnen und Schüler der sechsten bis neunten Klasse eingraviert. Wie Religionslehrerin Karin Schmid erläuterte, sollten diese Schüler-Sterne ein Anklang an jene 2743 berühmten Stars aus Film und Musik sein, deren Namen in der „Strasse des Ruhmes“ (walk of fame in Hollywood bzw. Los Angeles) sternförmig eingraviert sind.

Von den „Sternen des Ruhmes“ schlug die Lehrerin einen Bogen zu den „Sternen des Glaubens“. Jeder und jede sei berufen, ein solcher Glaubens-Stern zu werden. Vom Glauben gehe es weiter zur Liebe, die den vollen Einsatz wert sei. Ungeteilt wie sie sei, komme die Liebe aus ganzem Herzen und werde bewegt von allen Kräften des Verstandes und Willens. Sie gehöre vor allen Dingen Gott. Ihm gelte unser aller Respekt. „Mit unserer Liebe geben wir ihm Antwort auf seine Liebe“, betonte die Rednerin unter Berufung auf Lukas 10, Vers 27. Zugleich fragte sie, wie das praktisch aussehen könne.

Barmherziger Samariter

Eine prägnante Antwort gab das Diessenhofer Schülertheater, das einen Überfall auf einsamer Strasse mit äusserst drastischen Mitteln vor Augen führte – wobei der Unglückliche  vom vorbeikommenden Tempelpersonal schmählich im Stich gelassen, vom barmherzigen Samariter aber in einem grossen Einkaufswagen (von der Migros für diesen Anlass bereitgestellt) zur hilfreichen Herberge transportiert wird.

An dieses Gefährt knüpfte Karin Schmid mit den Worten an: „Gott füllt unseren Einkaufs-wagen, so dass wir einen Vorrat an Liebe bekommen, den wir weitergeben.“ Wenn man zu einer solchen Weitergabe aber nicht im grossen Stil in der Lage sei? „Macht nichts“, fuhr die Lehrerin fort, indem sie einen Spielzeug-Einkaufswagen präsentierte sowie eine noch kleinere Miniatur-Ausführung desselben: Es könne durchaus sein, erläuterte sie, dass sich Gottes Liebe und ihre Weitergabe in dem Format „klein – kleiner – am kleinsten“ zeige. Paradoxerweise gelange sogar eine kleine oder sehr schmale Form von Liebe zu voller Wirksamkeit: „Egal wie gross oder klein, jede Tat ist wichtig und wird höheren Ortes registriert. Öffne die Augen, schaue, wo die Leute Hilfe brauchen – und tu, was immer du kannst, sei es viel oder wenig.“ Bei einem Apero mit schmackhaften Hotdogs und Getränken klang der Abend aus. Der nächste Jugend-Anlass in der Stadtkirche ist am 21. März zu dem Thema „Mobbing“.

Der blaue Planet und die Generationenkirche

Zum Thema „Schöpfung“ öffnete die Diessenhofer Generation Church am vergangenen Sonntagabend in der Stadtkirche wiederum ihre Pforten. Dies geschah zusammen mit Pfarrerin Sabine Aschmann (Schlatt). Zu Beginn interviewte Präsidentin Jael Mascherin die Gastpredigerin mit ebenso humorvollen wie launigen Fragen. Die Lieder wurden in einem harmonischen Wohlklang vom Chor vorgetragen und von der Gemeinde kräftig mitgesungenen und rhythmisch beklatscht. Eine erwartungsfrohe Stimmung erfüllte das Kirchenschiff, das stilgerecht und geschmackvoll ausgeleuchtet war.

Schöpfung und Sprache

In ihrer Predigt kam Sabine Aschmann auf die beiden Schöpfungsberichte zu Anfang des ersten Buches Mose zu sprechen: Neueren Forschungen zufolge widersprechen sie sich nicht, sondern ergänzen sich wechselseitig. Laut Bibel sei der Mensch berufen, die tausendfältigen Lebewesen der Natur, ja auch die dahintersteckenden biologischen Einzelvorgänge zu sortieren und namentlich zu benennen. Der Mensch werde gewürdigt, als Stellvertreter Gottes auf dieser Erde reden und handeln zu dürfen. „Indem wir unsere Mitgeschöpfe wertschätzen in unserer Redeweise und in unserem Tun, fliesst sehr viel Segen in Welt“, führte die Predigerin aus.

In diesem Zusammenhang verwies die Schlatter Pfarrerin auf Gottes Sohn. Durch seine Menschwerdung zeige er am besten und schönsten, was es bedeute, Ebenbild Gottes zu sein und entsprechend dieser hohen menschlichen Würde zu handeln – und zwar zugunsten der Mitgeschöpfe in Fauna und Flora, in der Nähe und in der Ferne, in der Welt und im Kosmos. Aktuelle Fragen zur Klimadebatte würden im umfassenden Horizont der Liebe des Weltenschöpfers und seines Sohnes eine Antwort finden.

Festliche Stimmung

Die Predigt war eingebettet in eine lebendige gemeinschaftliche Strömung  unter den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. Einfühlsame und mutmachende Musik, heitere Moderation, wohltuende Farbeffekte sowie eine achtsame Dekoration belebten das Miteinander. Für viele Teilnehmer war die Feier des heiligen Abendmahls ein Höhepunkt der Veranstaltung. Die feierliche, zugleich locker beschwingte Atmosphäre war auch beim anschliessenden  Aperó wirksam, bei dem sich ausführliche Gespräche in Kleingruppen entwickelten. Der Abend war geprägt von einer liebenswürdigen Solidarität der Besucherinnen und Besucher. Mit einem zufriedenen und gewinnenden Gesamteindruck machte man/frau sich auf den Nachhauseweg. Der nächste Anlass der Diessenhofer „Generation Church“ findet am 26. März mit Pfarrer und Evangelist Fredy Staub (Wädenswil ZH) statt.

Offenbarung der Geheimnisse des Geigenbaus

Der Diessenhofer Geigenbaumeister Martin Kuhn gastierte am Nachmittag des 21. Februar in „Kultur am Nachmittag“, einer Veranstaltung der reformierten Kirchgemeinde. Mit ausführlicher Bildpräsentation berichtete er von seiner fein differenzierten Tätigkeit in versierter Genauigkeit und Handwerkskunst. In liebenswürdiger Gemütlichkeit plauderte Kuhn aus dem Nähkästchen. Humorvoll dosiert und augenzwinkernd gab er neben seinem umfassenden Fachwissen vereinzelt sogar Berufsgeheimnisse preis.

Der Vortrag mit vertiefenden Klangbeispielen stiess auf das gespannte Interesse einer 32-köpfigen Zuhörerschaft. Kuhn zeigte feingeschliffene Werkzeuge und selbst entwickelten Leime und Firnisse, womit er aus Ahorn- und Fichtenholz die Bestandteile eines Streichinstruments herausarbeitet, verleimt und beschichtet. Wobei, wie betont wurde, eine hochwertige Lackierung wesentlich zur Fülle des Klangerlebnisses eines Streichinstruments beiträgt.

Kopf, Herz und Hand

Anlässlich des Vortrag wurde deutlich, welche Gedankenarbeit und Gefühlseindrücke mit welchen traditionell überlieferten, ausgefeilten Kunstgriffen zusammenfinden müssen, damit aus unzähligen Bauteilen eine staunenswerte instrumentale Schönheit zusammengefügt werden kann. Je nach Art und Grösse des Instruments (Violine, Viola, Cello, Kontrabass) umfasst das einen 200 bis 600 Arbeitsstunden dauernden Schaffensprozess, der aus kleinen Anfängen immer weitere und breitere Kreise zieht: von der Auswahl des Holzes über das exakte Zuschneiden und Ausfeilen der Teile bis zu ihrer exakt passenden Zusammenfügung und abschliessenden Lackierung. Kopf, Herz und Hand wirken – gemäss dem bekannten Wahlspruch Heinrich Pestalozzis – dabei zu einem genialen Ganzen zusammen.

Das Wahre, das Gute und das Schöne

Kuhn, das wurde bei seinem Vortrag deutlich, ist mit Leidenschaft und Begeisterung bei der Arbeit, die ihm seit der Ausbildung in der einzigartigen Schweizer Geigenbauschule Brienz BE und der nach-folgenden 40-jährigen Laufbahn zur Berufung geworden ist. Er könne nicht davon ablassen, das Gute mit dem Schönen handwerklich zu verbinden, merkte er an. Dabei strebe er danach, der göttlichen Wahrheit zu entsprechen. Dies geschehe durch den in jede seiner Geigen signierende Spruch: „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre). Das sei jener Vers, den schon Johann Sebastian Bach über jede seiner Kompositionen geschrieben habe. Bei den Zuhörerinnen und Zuhörern entstand der Eindruck: Ebenso wie der Leipziger Thomaskantor steht auch der Diessenhofer Geigenbaumeister fest gegründet auf dem glaubensmässigen Fundament seines Schaffens.

Dieser denkwürdige Nachmittag im Evangelischen Kirchgemeindehaus, organisiert von Tanja Schum, weitete sich zu einer lebendigen Frage- und Diskussionsrunde und klang im gemütlichen Rahmen bei Kaffee, Tee und Gebäck aus. „Kultur am Nachmittag“ ist dann wieder am 21. März unter dem Motto „Zäme singe mit Annedore Neufeld“.

Wer bin ich?

Stimmungsvoller Jugendgottesdienst zum Thema «Identität» in der Diessenhofer Stadtkirche

Der vergangene Dienstagabend 24.01. stand ganz im Zeichen des ersten Jugendgottesdienstes im neuen Jahr. Religionsschülerinnen und -schüler aus Schlatt hatten die Planung für diesen Abend inne unter Gesamtleitung von Religionslehrerin Karin Schmid. Sie begeisterten die zahlreichen Besucher aus allen Generationen schon ab der ersten Minute. Eine sympathische Begrüssung durch das Moderationsteam machte den Anfang, ehe die Jugendband kraftvolle Lieder spielte, die sich wie ein Klangteppich ausbreiteten und eine andächtige Stimmung in der Diessenhofer Stadtkirche hervorriefen zur Ehre Gottes.

Selbstzweifel

Eine lustige Meinungsumfrage brachte an den Tag, wieviel Zeit die versammelten Schülerinnen und Schüler täglich für die Pflege ihres Äusseren verwenden. Ein massgeschneidertes Theater ging auf die damit verbundenen Chancen und Probleme mit folgender Geschichte ein: Eine junge Frau, von ihrem Freund verlassen, zweifelt an ihrem Selbstwert. Sie erlebt, wie die Frage nach ihrer Identität zu einer höchst zerbrechlichen Angelegenheit wird. Ihre beiden Geschwister nehmen ihre verletzten Bedürfnisse höchst sensibel wahr. Im Wohnzimmer diskutieren sie mit den Eltern über den Selbstzweifel. Der entstehe, wenn man sich zu sehr mit anderen Leuten vergleiche. Oder zu häufig in den Spiegel schaue, um herauszufinden, ob man auch wirklich attraktiv genug auf andere wirkt. Oder wenn man die eigene Identität davon abhängig mache, ob man in einer Beziehung lebt oder nicht. Diese Dialoge wurden vom Schlatter Schülertheater witzig und schlagfertig dargeboten. Die jungen Schauspieler zeigten eine eindrückliche Bühnenleistung, die vom Publikum mit warmem Applaus honoriert wurde.

Ebenbild  

Die im Schauspiel offen gelassenen Fragen wurden an Diakon in Ausbildung Andreas Schlegel weitergereicht, der sie in seiner Predigt beantwortete. Er bezog sich auf die ersten Blätter der Bibel, die beschreiben, wie Gott das erste Menschenpaar erschuf nach seinem Ebenbild. Daraus zog der Redner den Schluss: «Auf dem menschlichen Antlitz spiegelt sich die Schönheit und Würde Gottes ab». Dadurch werde unser Wert unermesslich und einzigartig. Dies sei ein grandioses Geschenk mit weitreichenden Folgen für das Zusammenleben. Wir bräuchten keine künstlichen Spiegel, um uns selbst zu erkennen, sondern erblickten in uns selbst und in unseren Mitmenschen, wie wir nach Gottes Willen sein sollen. «Im lächelnden Antlitz des Nächsten sehen wir etwas Göttliches», betonte der Diakon.

Einzigartigkeit

In Jesus Christus leuchte das Bildnis Gottes am besten und schönsten auf. Deshalb seien die Menschen berufen, dem Sohn Gottes zu folgen. «In der Nachfolge Jesu finden wir unsere gläubige Identität», lautete der Beschluss der Predigt. Anschliessend wurde der Einzigartigkeit jeder Besucherin und jedes Besuchers ein praktischer Ausdruck verliehen: Alle waren eingeladen, mit Farbe einen Fingerabdruck auf einem grossen Papierbogen zu hinterlassen. So entstand ein wunderbares Kunstwerk als Gemeinschaftsprojekt.

Fulminantes Gemeinschaftswerk

Das Team aus Schlatt hat es geschafft, im Zusammenwirken mit Licht- und Tontechnik, Dekoration, Moderation, Musik, Theater und Predigt das Thema «Identität» auf schöpferische Art mit sehr viel Tiefgang in den Vordergrund dieses Gottesdienstes zu rücken. Als krönender Abschluss waren alle Besucher eingeladen zu einem köstlichen Apéro, vom Verpflegungsteam perfekt vorbereitet, womit der Abend gemütlich ausklang. Der nächste Anlass dieser Art findet am Dienstag 28. Februar statt zu dem Thema «Walk of faith – Weg des Glaubens».

Religion ist nicht dasselbe wie Aufklärung

Orthodoxe Sichtweisen und ihre Einordnung aus westlicher Sicht

Zum Thema: „Die Kirche und der Krieg in der Ukraine“ fand vergangenen Donnerstag im Evangelischen Kirchgemeindehaus Diessenhofen eine Begegnung mit Pfarrerin Bettina Lichtler statt. Sie ist Ökumenebeauftragte der reformierten Landeskirche im Kanton Zürich. An diesem Abend führte sie in Geschichte und Prägekraft orthodoxer Kirchen ein, verknüpft mit einem Blick auf die religionspolitische Lage in Osteuropa.

Einleitend berichtete sie von guten Kontakten zu verschiedensten orthodoxen Gruppen in Zürich, darunter zu jener Gemeinde, die mit der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) verbunden ist: Hier träfen sich nicht nur Exilrussen, sondern auch weissrussische Gläubige und ukrainische Flüchtlinge zu mehrstündigen liturgischen Feierlichkeiten. Man habe vereinbart: Innerhalb der Gemeinde keine Politik! Dieses Stillhalte-Abkommen ermögliche ein gutes Auskommen. Das zeige sich jedes Jahr bei der Prozession am 10./11. September zu Ehren der Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula – woran orthodoxe Christen aller Schattierungen mit grosser Freude teilnehmen.

Geschichtliche Verzweigungen

Wie Lichtler geschichtlich ausführte, entstand infolge der West-Ost-Kirchenspaltung von 1054 die orthodoxe Kirche byzantinischer Tradition, aus der später verschiedene selbständige, autokephale Nationalkirchen hervorgingen, unter anderem die griechische, serbische, rumänische, bulgarische und russische. Freilich, eine ukrainische Landeskirche im kanonisch gültigen Sinn habe sich bis heute nicht entwickelt: Herkömmlicherweise stünden die ukrainischen Gläubigen unter dem Dach des Moskauer Patriarchats, das eine integrative Funktion im ostslawischen Kulturraum beanspruche. Moskau sei mit diesem Anspruch auf Vormachtstellung auch teilweise als „Drittes Rom“ (nach Rom und Konstantinopel) bezeichnet worden.

Trotzdem würden nicht wenige ukrainische Gemeinden auf ihrer Selbständigkeit („Autokephalie“) pochen, fuhr die Rednerin fort. Sie hätten sich als Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) von Moskau ab- und dem Patriarchen von Konstantinopel (Istanbul) zugewandt, der als gemässigt gelte. Kritisch beäugt von der ukrainischen Staatsführung, unterstünden jedoch Gemeinden der anderen, sogenannten Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) weiterhin der Moskauer geistlichen Leitung. Sie grenzten sich zwar vom russischen Patriarchen Kyrill ab, zumal dieser vermutlich seit Sowjetzeiten mit Wladimir Putin befreundet sei. Aber an ihrer streng konservativen Linie ändere das nichts. Genderthemen würden in der ganzen Orthodoxie als schädlich angesehen. So akzeptierten ukrainisch-orthodoxe Vertreter LGBTQ genausowenig, wie ihre russischen Glaubensgeschwister das tun.

Die Ukrainisch-orthodoxe Kirche (UOK) erstrebe eine eigenständige Position zwischen Ost und West, ohne alle Brücken nach Moskau abzubrechen. Und die russische Christenheit? Sie trete für die Wiedervereinigung der ostslawischen Weggemeinschaft ein. Diese Gemeinschaft sei 988 durch die Taufe des Kiewer Grossfürstenpaares Wladimir und Olga mit nachfolgender Christianisierung Osteuropas für alle künftigen Zeiten gesegnet und zu einer spirituell-politischen Einheit zusammengefügt worden. So jedenfalls die russische Sicht der Dinge. Vorübergehende Trennungen sollten zur Versöhnung führen – unter Moskauer Vorzeichen.

Faszinierende und erschreckende Tradition

Bettina Lichtler erläuterte das Grundprinzip der Orthodoxie, demzufolge die Liturgie, die mit ihrer Farbenpracht und den mehrstimmigen Gesängen beeindruckt, über Jahrtausende hinweg immer gleich ablaufen muss. Und zwar deshalb, weil der Gottesdienst auf Erden als mit dem himmlischen Gottesdienst (der neben den Engeln die Gläubigen aller Zeiten umfasst) verbunden verstanden wird. Darum sollten Gläubige aus dem 21. Jahrhundert mit denselben Worten singen und beten wie Christen aus dem 2. Jahrhundert. Die orthodoxe Liturgie müsse zeitlos sein. Sie könne nicht einfach an moderne Gegebenheiten angepasst werden. Weil orthodoxe Glaubensgemeinschaften sich meist auch als Hüter der traditionellen, aus ihrer Sicht immer gültigen Werte verstünden, lehnten viele den Westen ab, wo Werte als veränderbar gelten und neu interpretiert werden. Aus ihrer Sicht entwickelt sich der Westen in Richtung Versuchung und Sünde. Der russische Patriarch Kyrill gehe so weit, allen Soldaten, die in diesem Krieg gegen den „westlichen Satanismus“ ihr Leben opfern, die Vergebung ihrer Sünden zuzusprechen.

Ökumene und Frieden?

Nach dem Vortrag kam es zu einer nachdenklich machenden Diskussion. Fragen nach Ökumene, Frieden und Gerechtigkeit bewegten die etwa 30 Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Rednerin warnte vor einer Verteufelung des Westens wie vor Russophobie. Die Friedensbewegung sei in der aktuellen Situation der Ukraine wenig erfolgreich, weil ein Grossteil des wehrhaften ukrainischen Volkes keinen Frieden mit status quo erstrebe, der ihre Verluste einfach ignoriert.

Bettina Lichtler äusserte sich skeptisch bezüglich einer Vereinigung aller Kirchen: Ebensowenig wie die östlichen könnten die westlichen Konfessionen ihre Prägungen einfach so beiseite legen. Immerhin erscheine eine „Einheit in Verschiedenheit“ als gangbarer Weg. Auf die Frage, welchen Stellenwert eine freiheitliche Zivilreligion in Russland und Osteuropa erringen könne, gab sie zu bedenken: „Religion ist nicht dasselbe wie Aufklärung. Religion ist Gefühl und Intuition – und nicht immer kritisch rational“.

Dieser Abend im Rahmen der „Etwas anderen Erwachsenenbildung“ bot erhellende Einblicke in die fremde und faszinierende Glaubenswelt des europäischen Ostens. Eine Fortsetzung erfolgt am 24. Februar – dem Jahrestag des Kriegsbeginns – mit einem Gedenk- und Gebetsgottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche um 18.oo Uhr.

Krippenspiel 2022

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Adventsfenster 2022

Weihnachtliches Erlebnis der besonderen Art

Ein ausserordentliches Bild erwartete die Besucherinnen und Besucher vor der Diessenhofer Stadtkirche im Rahmen des Jugendgottesdienstes am vergangenen Dienstag. Während der Vorplatz normalerweise als Übergang zum Gebäude dient, stand er an diesem Abend im Fokus: Zwei Kamele – gleichsam aus dem fernen Morgenland gekommen – und drei entzückende Esel waren zu Gast. Daneben stand ein Stall, der Maria, Josef und das neugeborene Christuskind beherbergte.

Ermöglicht wurde diese weihnachtliche Szenerie zum einen durch die Gebrüder Schmid GmbH aus Schlattingen, die das Markthäuschen sponserte. Die drei Esel, die an diesem Abend Gäste in Diessenhofen waren, stammten von Coralie Wenger Weilenmann aus Basadingen. Der Besuch der Kamele war durchführbar dank einer grosszügigen Spende aus dem Kulturpool der Stadtgemeinde Diessenhofen. Die rund 300 Besucher erfreuten sich ob dieses weihnachtlichen Geschehens auf dem Vorplatz, das einen Höhepunkt im Verlauf der Veranstaltung darstellte. Unterstützt wurde das Ambiente durch stimmige Beleuchtung. Hinzu kam ein Apéro, bestehend aus Punsch, köstlicher Kürbissuppe und leckeren Knabbereien.

Das Fest zum Anfassen

Mit dieser festlichen Stimmung ging es nahtlos weiter beim anschliessenden Gottesdienst im Innenraum. Das Publikum erlebte eine brillante Fusion der unterschiedlichen Begabungen der Sekundarschülerinnen und -schüler, die nun die Früchte ihrer wochenlangen Vorbereitungen ernten durften. Das Kirchenschiff, vom Dekorationsteam liebevoll geschmückt, erstrahlte in seiner ganzen Pracht. Die Tanzgruppe Roundabout aus Schlatt machte den Anfang und präsentierte einen mitreissenden Tanz zu rhythmisch bewegter, abwechslungsreicher Musik. Danach hatte das Moderationsteam seinen sympathischen Auftritt mit Überleitung zur Jugendband. Diese gab den eindringlichen Song «Oh holy night» zum Besten und zog damit das Publikum in seinen Bann.

Der bedeutungsvolle Stern

Die Theatergruppe präsentierte sich in grandioser Form. Das Stück, das sie zur Aufführung brachte, trug den Titel «Der bedeutungsvolle Stern». Hirten, drei Könige aus dem Morgenland, Engel sowie Maria und Josef traten auf. Sie schilderten aus ihrem Blickwinkel, wie sie die grossen Taten Gottes einschätzten und bewerteten. Dabei wurde die Weihnachtsgeschichte mit modernen und witzigen Elementen in Verbindung gebracht: So kommunizierten die drei Könige via Whatsapp und Smartphones. Damit  gaben sie den Herrschern der anderen vorderasiatischen Reiche kund, was an diesem aussergewöhnlichen Abend in Bethlehem geschah.

Eingebettet in ein fantastisches Bühnenbild präsentierten die jungen Schauspieler eine Bühnenleistung, welche beim Publikum für großartige Begeisterung sorgte und mit einem warmen Applaus honoriert wurde. Das Stück wurde umrahmt von der Jugendband, die szenisch abgestimmte Weihnachtslieder spielte, unterstützt durch einen Chor von Religionsschülerinnen und -schülern der Primarschule. Dieser Chor sorgte im Zusammenspiel mit der Band für ein ergreifendes Spannungsmoment in der Stadtkirche. Die jungen Sängerinnen und Sänger sangen sich mit ihren lieblichen Klängen in die Herzen des Publikums.

Gott mit uns

In ihrer Predigt schilderte Religionslehrerin Karin Schmid tragende Gesichtspunkte der Weihnachtsgeschichte. Sie betonte den zweiten Namen von Jesus Christus «Immanuel», der die Bedeutung «Gott mit uns» hat. An der Krippe biete sich die Chance, die Bedeutung dieses Namens zu begreifen und dann zu erleben, wie Gott mit uns ist, weil er uns in seiner Dreieinigkeit liebt und begleitet. Die Predigerin wies daraufhin hin, dass das Leben nicht immer fair sei. Sorgen und Nöte würden nicht vor uns haltmachen. Bei der Krippe könne allerdings jeder Mensch unabhängig von seinen Lebensumständen Frieden und Geborgenheit in Jesus Christus finden.

Andächtige Stimmung

Abschliessend waren die Besucherinnen und Besucher eingeladen, eine Kerze zu entzünden und einen Moment innezuhalten. Ein mit Sand aufgefülltes Tongefäss erstrahlte schon bald in leuchtendem Kerzenlicht. Es verstärkte die andächtige Stimmung, die sich im Innern des Kirchenschiffs ausgebreitet hatte. Nach diesem Gottesdienst, der den Glanz von Weihnachten sichtbar machte und die Besucherinnen und Besucher tief bewegte, waren die Stationen rund um die Kirche noch einmal offen. Somit klang der Abend in entspannter Atmosphäre bei guten Gesprächen und ebenso guter Verpflegung aus.

Sinnstiftende Botschaft in der Generationenkirche

Vergangenen Sonntagabend trat Damaris Kofmehl, Erfolgsautorin und Theologin, in der Diessenhofer Generation Church auf. Die Band spielte harmonische Klangmelodien, während die Wände des Chorraums in warme Farben eingetaucht wurden. Diese Eindrücke im liebevoll aufbereiteten äusseren Rahmen schufen eine angenehme Atmosphäre im Kirchenschiff. Nachdem die zahlreich erschienene Gemeinde durch inspirierende Lieder in Gottes Lob eingestimmt war, begann die Rednerin ihre Predigt über das Thema „Vergebung“.

 

Aus dem Schatten in das Licht 

Authentisch berichtete sie von früheren Erfahrungen in Brasilien, wo sie Hilfsorganisationen unterstützte bei der Arbeit mit Strassenkindern. Ausgerechnet im Umfeld aufopferungsvoller sozialer Tätigkeit habe sie so starkes Mobbing von Kollegenseite erfahren, dass sie sich nach einiger Zeit genötigt sah, das Land zu verlassen. Eine tiefe Verbitterung sei die Folge gewesen. Geholfen habe ihr, Menschen zu treffen, die ohne viele Worte schlicht und einfach zuhörten und Gefühle der Solidarität zum Ausdruck brachten. Dies habe Selbstheilungskräfte im Inneren erweckt und Unterstützung von ganz oben ausgelöst. Diese Erfahrung im Übergangsbereich vom Leid zur Freude habe sie dazu bewegt, die eigene Biografie mit allen Licht- und Schattenseiten aufzuschreiben und in Buchform zu veröffentlichen.

 

Praktische Lösungsansätze in der Krise

Die Referentin beeindruckte durch die hautnah individuelle Präsentation ihrer Rede, wobei sie sich nicht scheute, einen Einblick in ihre seelische Verfassung zu geben. Sie tat das in der Absicht, praktisch gangbare Wege vom Zweifel zur Gewissheit aufzuzeigen. Jesus Christus sei der Kern und Stern des Glaubens und eine überaus lebendige Heilungskraft, die auch aus schlimmsten Lagen herausführen könne, wusste sie aus leidgeprüfter Erfahrung zu berichten. Zur Sprache kamen praktische Lösungsansätze im Umgang mit Krisen. Frau Kofmehl machte Mut, sich eigenen Sorgen und den Sorgen der Mitmenschen zu stellen. Dadurch finde man Ausgänge aus eigener Verhärtung. Man gewinne Nähe zueinander, gönne sich aber auch den notwendigen Abstand, um in der Stille massgeschneiderte Anregungen von Gott zu empfangen.

 

Meditativer und geselliger Austausch

Im Anschluss an die Predigt fand eine meditative Phase statt. Die Feier des Abendmahls, verbunden mit persönlicher Segnung und Fürbitte, war für eine ganze Anzahl von Besuchern eine innere Bereicherung. Die Impulse des Gottesdiensdienstes klangen dann auch während des abschliessenden feinen Aperos in vielen Gesprächen nach. Die gesellige Stimmung versetzte die Teilnehmer in einen offenen Erwartungshorizont, während ein Austausch über Alltagserfahrungen und glaubensstärkende Massnahmen stattfand. Beste Stimmung herrschte auch bei der Vor- und Nachbereitung durch das Helferteam in den Bereichen Instrumental- und Chormusik, Technik, Dekoration, Verpflegung und pastorale Dienste. Präsidentin Jael Mascherin dankte allen Mitwirkenden für den nachhaltigen Einsatz. Der nächste Anlass im Rahmen der Diessenhofer Generation Church ist am 26. Februar 2023 mit einer Gastpredigt von Pfarrerin Sabine Aschmann (Schlatt).

Glaube und Leben in neuen Dimensionen  

Unter dem Thema „Leben in neuen Dimensionen“ stand der Diessenhofer Generationen-Gottes-dienst am letzten Oktober-Sonntag. Bei diesem kreativen Anlass wurden Grundgedanken der Bibel in zeitgemässer Form zur Sprache gebracht. Besinnliche Texte und Segensgebete sowie die Feier des heiligen Abendmahl prägten das ereignisreiche Miteinander in der Stadtkirche.

Kontaktgeschehen zwischen Himmel und Erde

Höhepunkt des abendlichen Anlasses war eine kraftvolle Ansprache von Gastprediger Manuel Leiser (Truttikon), der für das Missionswerk „Campus für Christus“ (Zürich) tätig ist. Mit seiner fröhlichen, zupackenden Art erläuterte Leiser vor versammelter Gemeinde zentrale Grundsätze der Bibel. Er vermittelte sinnstiftende Anregungen im Hinblick auf ein lebendiges Kontaktgeschehen zwischen Gott und Mensch, indem er folgende vier Thesen entfaltete: Gottes Liebe geht über allen auf. Dennoch leidet die Menschheit unter einer tiefgreifenden Entfremdung von der Quelle des Lebens. Gottes Sohn heilt diese Entfremdung, indem er die Schuld aller Menschen auf sich lädt. Alle Leute sind eingeladen, eine individuelle Glaubensbeziehung zu Gott und Jesus aufzubauen.

Schwungvolle musikalische Klänge und mitreissende Lieder, dargeboten von der Band der Generation Church, erfreuten die Zuhörerinnen und Zuhörer, die mit Begeisterung in das Lob Gottes einstimmten. Farbige Lichtimpulse sorgen für eine stimmige und anregende Atmosphäre. Bei einem feinen Apero entwickelten sich zahlreiche Gespräche zur gegenseitigen Stärkung des Vertrauens. Die Teams für Bild- und Tontechnik, Moderation, Dekoration, Verpflegung und pastorale Begleitung leisteten ganze Arbeit, so dass der Abend zu einer rundum gelungenen Angelegenheit wurde.

Brücke zur Reformation

Die Veranstaltung war in ihrer dynamischen Ausstrahlung und Magnetwirkung eine starke Motivation, das Wagnis des Glaubens einzugehen. Das Gesamtgeschehen des Abends wirkte wie eine Aktualisierung des Gedankenguts der Reformatoren Martin Luther und Ulrich Zwingli, die bereits in ihrer Epoche klassische biblische Glaubensgrundlagen wiederentdeckten und in erfrischend zupackender Weise neu zur Sprache brachten. Indem das persönliche Dasein im Horizont des göttlichen Wohlwollens und des lebendigen Gottvertrauens ausgeleuchtet wurde, bildete dieser Diessenhofer Gottesdienst eine Brücke zum Gedenktag der Reformation am ersten Sonntag im November. Der nächste Anlass in der Stadtkirche im Format Generation Church ist am 27. November um 18.oo mit Eventrednerin und Bestseller-Autorin Damaris Kofmehl zum Thema „Vergebung“.