Diessenhofer Frühlingserwachen mit Flötentönen und Dichterklängen
Ein wundervoll stimmiger Anlass bewegte in der vergangenen Woche Herz und Sinne der Menschen im Städtli. Die Veranstaltungsreihe „Kultur am Nachmittag“ brachte frühlingsbegeisterte Bürgerinnen und Bürger zusammen. Dies geschah im Evangeli-schen Kirchgemeindehaus am Dienstag 16. April. Das Blockflöten-Ensemble „Sopral-tenba“ unter Leitung von Brigitta Lampert erfreute die Besucher mit feinsinnig ausba-lancierter, vielstimmiger Musik und zartfühlender dichterischer Kraft. Tanja Schum als Leiterin der Programmreihe begrüsste die acht Flötistinnen auf das Herzlichste.
Tanzen und Springen
Mit der volkstümlichen Weise „Tanzen und Springen“ begann der bunte Reigen, in den die anwesenden Diessenhofer Frühlingsfreunde voll mit einbezogen wurden, vor allem während des munteren Stücks „Kommt ihr G´spielen“. Alsdann wurde „der lieben Son-ne Licht und Pracht“ dankbar gedacht, und zwar mit vielstimmig wohltemperierten Tö-nen zur Ehre des Schöpfers. Schliesslich folgte die Überleitung zum humorvollen Ab-schnitt des Nachmittags. Ein „Spatzenkonzert“ und lustige Kuckucks-Lieder – unter anderem von Antonio Vivaldi (1678-1741) – wurden mit verschmitztem Lächeln und einem kräftigen Augenzwinkern dargeboten, untermalt durch Bilder, die an der Leinwand aufleuchteten.
Voll Blüten
Zwischen den Flötenstücken trug Brigitta Lampert Gedichte vor. Dies geschah mit Lust und Liebe und mit bühnenreifer sprachlicher Ausdruckskraft. Das Werk der zeitgenössi-schen Poetin Brigitte Schoch „Mein Garten“ schaufelte den Weg frei für ein „Frühlings-erwachen im Wald“. Ebenso kraftvoll wie einfühlsam kam Annette Droste von Hülshoff (1797-1848) zur Geltung, die mit hymnisch schwebenden Reimen den Frühling als „die schönste Zeit“ preist. Höhepunkt war dann Hermann Hesse (1877-1962) mit seinem ebenso tiefsinnigen wie weit ausgreifenden Gedicht „Voll Blüten“:
Voll Blüten steht der Pfirsichbaum, nicht jede wird zur Frucht.
Sie schimmern hell wie Rosenschaum durch Blau und Wolkenflucht.
Wie Blüten gehn Gedanken auf, hundert an jedem Tag.
Lass blühen! Lass dem Ding den Lauf! Frag nicht nach dem Ertrag!
Es muss auch Spiel und Unschuld sein und Blumenüberfluss.
Sonst wär die Welt uns viel zu klein und Leben kein Genuss.
Barocke Klangwelten
Nach den literarischen Höhenflügen waren wiederum wdie Blockflöten an der Reihe mit ihrem Zauberklang. Sie entfalteten nicht nur frühlingshafte Leichtigkeit, sondern brillierten auch mit einer klassisch orchestralen Sonate des italienisch-englischen Barockkomponisten und Oboisten Guiseppe Sammartini (1695-1750), eines Zeitgenossen und Londoner Mitarbeiters von Georg Friedrich Händel. Mit perlenden Tonfolgen und feiner Klangmalerei zeigte das Ensemble Sopraltenba, zu welchen Spitzenleistungen es in der Lage ist. Langanhaltender Beifall belohnte die acht Blockflötistinnen für ihren Einsatz.
Mit einem schmackhaften Zviri, organisiert und präsentiert von Hugo Lampert, klang dieser liebenswürdige Nachmittag in einem gemütlichen Miteinander aus. Der nächste Anlass in der Reihe „Kultur am Nachmittag“ ist am 21. Mai, dann kommt Organistin Annedore Neufeld zu einem leutseligen „Zäme Singe“.