Weihnachtliche Dialogpredigt vom 23.12.2021

Dialogpredigt Pfr. Gottfried Spieth – Praktikant Martin Wieland

Oekumenische Weihnachtsfeier St. Katharinental 23.12.2021

 

 

Erster Diessenhofer Jugendgottesdienst im neuen Jahr

Der vergangene Dienstagabend stand ganz im Zeichen des ersten Jugendgottesdienstes im neuen Jahr. Die Stadtkirche zeigte sich von ihrer schönsten Seite, als Schülerinnen und Schüler aus Schlatt ein Erlebnisprogramm starteten, gerichtet an Jugendliche aus dem gesamten Diessenhofer Bezirk samt Eltern und Grosseltern. Licht- und Tontechniker, Sänger und Musiker liefen zu Hochform auf, aufgelockert durch eine humorvolle Moderation. Hinzu kam ein Schülertheater vom Feinsten. Die jungen Darsteller präsentierten in zwei Teilen eine bemerkenswerte Geschichte aus der Zeit des Neuen Testaments, aufgeschrieben im Evangelium nach Johannes Kapitel 2 und 3: Wie Jesus Christus Wasser in Wein wandelt und einem überaus klugen Mann eine noch klügere Antwort liefert auf dessen Fragen.

Nikodemus findet seinen Meister

An diesem Abend stand also Nikodemus im Mittelpunkt – jener berühmte Theologieprofessor, der anlässlich eines nächtlichen Zwiegesprächs in Jesus seinen Meister fand. Die Gegensätze, die diesem Dialog vorausgingen, hätten nicht farbiger und kontrastreicher gestaltet werden können: Das Schülertheater demonstrierte ausgelassene Freude anlässlich einer orientalischen Hochzeit, den urplötzlichen Mangel an Wein, die Verzweiflung des Bräutigams, der sich vor der Festgesellschaft als organisatorischer Looser blossgestellt vorkommt, dann aber die verblüffende Wunderkraft, die in den Worten und Anweisungen des Herrn steckt. In den Handlungsablauf eingebettet waren liebenswürdige Dialoge, etwa als Jesus mit seiner Mutter Maria diskutiert, was nun Priorität haben solle, um die eingebrochene Feststimmung doch noch zu retten. Die Mangelprobleme lösen sich dann durch das Wunder, vollbracht durch Gottes Sohn, der sich als liebevoller Meister der Kommunikation erweist und ebenso meisterlich über den Naturgesetzen steht.

Vertrauen ersetzt Leistung

Die Spannung verdichtete sich noch einmal, als Religionslehrerin Karin Schmid zu ihrer Predigt ansetzte. Sie erläuterte das Prinzip von Leistung und Gegenleistung, wie es heutzutage in Schule und Beruf gefordert wird, aber auch damals schon den klugen Nikodemus voll und ganz erfüllte. Dieses Leistungsprinzip gelte nicht in der christlichen Religion, erläuterte Frau Schmid: Hier seien andere Werte bestimmend, die auf eine vertrauensvolle Verständigung zwischen Gott und Mensch hinauslaufen, ohne dass die Regel „eine Hand wäscht die andere“ zur Anwendung gelange. Denn im Verhältnis zu Gott und Christus komme es ausschliesslich auf den Glauben an, und zwar persönlich und direkt: „Jesus ist meinungsstark, mitfühlend und weckt unser Vertrauen, ohne dass wir extra Vorleistungen erbringen müssen.“

Probe aufs Exempel

Das Gesehene und Gehörte verfehlte den Eindruck auf die jugendlichen Zuhörer nicht. An diesem Abend gewöhnten sie sich an einen etwas anderen Blickwinkel, der in wohltuendem Kontrast steht zum landläufigen Wechselspiel aus Geben und Nehmen. Der Grundsatz des leistungsbezogenen Umgangs werde bei Jesus durchkreuzt durch lebendige Kommunikation und freundliches Einvernehmen, fasste Karin Schmid die Botschaft des Abends zusammen. Die neu erfahrene Vertrauensbeziehung wurde auch gleich ausprobiert, indem die jungen Besucherinnen und Besucher nacheinander an den Taufstein traten und beim Anzünden einer Kerze ein persönlich formuliertes Gebet sprachen, direkt an Gottes Sohn gerichtet.

Die Schlatter Gruppe im Zusammenwirken mit Licht- und Tontechnik, Dekoration, Moderation, Theater und Predigt hat es geschafft, das schöne und tiefsinnige Glaubensbündnis zwischen Gott und Mensch in den Vordergrund zu rücken. Die Band präsentierte neue Lieder, die das Thema des Abends unter Beweis stellten und in den Worten an den Herrn gipfelten: „Aus Angst vor morgen, aus Furcht und Sorgen rufst du mich heraus. Wenn ich denk: ich bin nicht gut genug, bist du genug für mich.“ Innerlich bereichert durch diese zielführenden Gedanken und gestärkt durch einen abschliessenden Apéro, klang dieser Gottesdienst mit einem Segensgebet von Diakon in Ausbildung Andreas Schlegel (Schlatt) aus.

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen

Johannes 6,37 (E)

Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Zum Auslegungstext

Mit Wort und Klang ins neue Jahr

Kulturelles Leuchtfeuer

Mit berührender musikalischer Schönheit und einem aussergewöhnlichen Hörerlebnis läutete Diessenhofen das neue Jahr ein. Eine erwartungsfrohe Gemeinschaft hatte sich am Abend des Neujahrstages in der Stadtkirche versammelt, um klangliche Höhenflüge und hoffnungsstarke Bibelimpulse zu erfahren. Es musizierten Janine Allenspach (Querflöte) und Annedore Neufeld (Orgel und Klavier). Sie brachten barocke Töne und romantische Klangfarben zu Gehör – sanft schwingend, temperamentvoll ausgreifend und in ein harmonisches Gesamtkunstwerk ausmündend.

Optimismus des Glaubens

Die Predigt, gestaltet von Pfarrer Gottfried Spieth, verkündete einen kräftigen Vertrauensvorschuss, den wir uns gegenseitig von Herzen gönnen sollten. Und zwar unter dem Leitspruch: „Jesus Christus gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8). Das Zentrum der Geschichte und der Anker in der Zeit sei kein geringerer als Jesus von Nazareth. Er sei der Heiland aller Welt. Nach ihm würden Jahrhunderte und Jahrtausende gezählt. Er sei das Fundament unserer geschichtlichen Vergangenheit, woraus sich die heutige Welt entwickelt habe. Deshalb sei Jesus gerade in der jetzigen Gegenwart ein überaus sensibler Zeitgenosse und Wegbegleiter, der mit uns durch dick und dünn gehe. Er verschaffe uns Vergebung und innere Heilung – und sei damit Schlüsselmacher, Türöffner und Taktgeber für die Zukunft. Diese münde in eine neue Zeit, eingebettet in den Horizont der Ewigkeit. „Befreit von Altlasten, erwarten wir getrost, was kommen mag“, wurde als Parole für 2022 ausgegeben.

Barocke Fülle und romantische Schönheit

Eingebaut in die Liturgie des Gottesdienstes, wurden folgende musikalische Stücke dargeboten: „Ankunft der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759), Sonate h-Moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750), „Tambourin“ von François-Joseph Gossec (1734-1829) und „Suite de Trois Morceaux pour flûte et piano“ von Benjamin Godard (1849-1895). Während die barocken Werke von Bach und Händel mit hell strahlendem Jubel aufleuchteten, beeindruckten die Kompositionen von Gossec und Godard durch ihr geniales Wechselspiel aus idyllischer Romantik, tänzerisch-beschwingter Wendigkeit und virtuoser Schnelligkeit. Farbige Tonmalereien und Rhythmen mischten sich mit Bibellesungen und Gebeten zu einem Mosaik – fein, vielfältig, glaubensstark.

Gemeinschaftsgefühl

Diese festliche Versammlung bewegte Herz und Sinne und motivierte zu neuer Zuversicht. Die Segensgrüsse und Glückwünsche der Kirchenvorsteherschaft brachte Präsidentin Jael Mascherin zum Ausdruck. Im Anschluss fand auf dem Vorplatz der Kirche der traditionelle Neujahrs-Aperó der Kirchgemeinde in gemütvoll angenehmer Atmosphäre statt. Somit verband der Abend ein herausragendes kulturelles Leuchtfeuer mit einem lebendigem Gemeinschaftsgefühl. Daraus konnten die Besucherinnen und Besucher innere Ruhe und Kraft schöpfen für 2022.

Jugendliche Weihnachtsfreude

Diessenhofer Adventsfenster an und in der Stadtkirche

Am Dienstagabend war in der Stadtkirche eine fröhlich bewegte Weihnachtsatmosphäre zu erfahren. Das Vorprogramm auf dem Vorhof zeigte Soldaten, Könige, Esel, Kamele sowie den nachgebauten Stall von Bethlehem. Die Glocken läuteten den Jugendgottesdienst ein, der vor einem vollbesetzten Kirchenschiff in bester Stimmung ablief.

Der Anlass stand unter dem Thema „Die grosse Laterne“ und wurde von Schülerinnen und Schülern der 7. bis 9. Klasse gestaltet. Den Einstieg machte ein Tanz der Roundabout-Gruppe aus Schlatt mit rassigen Rock- und Pop-Elementen. Danach lief ein imposantes Schauspiel ab: Es bestand aus dramatischen Lichteffekten, einem farbenfrohen Bühnenbild und einem Schülertheater, das die uralte Weihnachtsgeschichte genial kombinierte mit supermodernen Elementen. Zu sehen war, wie Hirten und Engel, Maria und Josef zahlreiche Wunder erlebten und kommentierten. Sie taten dies in humorvollen Handy-Chats, die in Grossaufnahme an der Leinwand aufleuchteten.

Premiere

Dieser Anlass firmierte als achtes von 24 Diessenhofer Adventsfenstern und war ein Höhepunkt im derzeitigen Lichterglanz des Städtli. Dieser Jugendgottesdienst mit anschliessenden Interviews wird ab Montag 13. Dezember im Lokalfernsehen Tele D gezeigt. Denn dieser Abend war etwas Besonderes und beinhaltete eine Premiere: Zum ersten Mal trat der neugegründete Gospelchor der evangelischen Kirchgemeinde in Aktion, flankiert von Gesangssolisten und der Band.

Zum Nach- und Weiterdenken lud die Predigt ein. Sie stand unter einem Motto, das von Jesus Christus höchstpersönlich stammt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern er hat das Licht, das ihn zum Leben führt“ (Johannes 8,12). Wir Menschen steckten manchmal in einer dicken Nebelsuppe, wurde dazu ausgeführt. Aber der Weg des Glaubens sei wie eine Bergfahrt mit der Seilbahn, „wodurch wir aus dem Nebel an die Sonne kommen“. Den Abschluss bildete ein Apero mit Gebäck und Kürbissuppe auf dem Vorplatz bei Kerzenschein, Punsch und Glühwein.

Heilige Worte und Klangteppiche

Bemerkenswert: Das Schüler-Theater war perfekt eingebettet in verschiedene Songs des Gospel-Chores. Das gleitende Ineinander von gesanglicher Darbietung und schauspielerischer Leistung war das Glanzstück des Abends. Der Chor verbreitete eine samtweich schwingende Stimmung, die sich anfühlte wie ein farbenfroher Klangteppich. Die Solistinnen und -Solisten sangen heilige Texte mit ebenso ruhigen wie kraftvollen Melodien. Besonders schwungvoll ertönte das spanische Lied „Feliz navidad“ (glückliche Weihnachten).

Zeitgemässe Technik und familiäre Werte

Die Nachrichtentechnik während des Schülertheaters wurde nicht als Fremdkörper empfunden. Denn sie wurde gleichsam in einen höheren Dienst gestellt. Die Engeldarsteller unterstützten dieses Anliegen. Sie waren humorvoll im Auftritt und geheimnisvoll genug, um den Zauber der Weihnacht plastisch auszudrücken. Treffend präsentierten sich die Hirten in ihrer gemütlichen Robustheit sowie die Soldaten in ihrer zupackenden, kompromisslosen Tatkraft.

Respektvoll und getreu der biblischen Textgrundlage erzählten die jugendlichen Theaterleute die Vorgeschichte von Jesu Geburt. Die Rollen von Maria und Josef wurden familiär und beziehungsorientiert gespielt. Die an der Leinwand eingeblendeten Chats zwischen Maria, Josef, den Engeln und Hirten schwächten die Tatsächlichkeit der überlieferten Wunder nicht ab, sondern gestalteten sie farbig und unterhaltsam. Hierbei zeigte sich, dass Technik und Wunder nahe beieinander liegen. Die gesamte Darbietung war ein harmonisches und humorvolles Miteinander von Chor und Theater, Erde und Himmel, Engeln und Menschen. Herz und Sinne wurden berührt.

Wunder und Volltreffer

Der Abend lieferte eine Würdigung von Familie, Mensch und Natur durch die Engel und den Gospelchor, wobei im Mittelpunkt die Ankunft des gottmenschlichen Erlösers stand. Diese traditionelle Glaubenslehre kam mit zeitgemässen Hilfsmitteln zur Geltung. Das Ganze wirkte wie eine Rückblende aus der Vergangenheit und erwies sich zugleich als Volltreffer, in die Gegenwart projiziert durch die Technik des 21. Jahrhunderts. Dadurch wurde der Glaube an Gott und Jesus auf eine neuartige und tragfähige Grundlage gestellt. Die nächste Veranstaltung in dieser Reihe ist der Jugendgottesdienst am 18. Januar 2021 unter dem Thema „Fragend wie Nikodemus“.

Chilbimusig in der Stadtkirche

Klangliche Verschönerung des Martinimarkts

Herz und Sinne zutiefst anrührende Chilbi-Musik kam am vergangenen Sonntagabend in der Stadtkirche zu Gehör. Dies geschah aus Anlass des Diessenhofer Martini-Marktes. Mit seinem unkompliziert mitreissenden Spiel regte Peter Geugis unmittelbar zum Geniessen und mitfühlenden Erleben an. Der im Städtli gastierende Organist aus Schaffhausen-Buchthalen, von Kirchenvorsteherin Tanja Schum mit launigen Worten begrüsst, bot einen zupackenden Zugang zur Musik.

Unter seinen kundigen Händen vereinigte die Orgel als «Königin der Instrumente» Appenzeller und Schaffhauser Heimatklänge, Märsche, Wiener Walzer, slawische Tänze sowie Stücke aus dem angelsächsischen Raum. Die vergnüglichen Melodien wurden mit verschiedensten Registerfarben modelliert. Es war eine tänzerisch verspielte, intuitiv anregende und marschmässig herausfordernde Klangfülle, die die Stadtkirche an diesem Abend verströmte: Musik aus dem Volk und für das Volk, rustikal und urwüchsig, leicht und locker bewegt, melodiös fliessend oder plötzlich dann kräftig-kantig aufgetürmt.

Barocke Fülle

Den Auftakt bildete eine «Intrade in Jazz». Schwungvolle Dreiklänge bereiteten den Boden für einen trompetenartigen Combo-Klang. Dann wurde die Stimmung feinfühlig und heiter: Ein «Capriccio gioccoso» liess mit hüpfender Melodie so manches Schmunzeln aufkommen. Hernach erfolgte ein Szenenwechsel in prächtig barocker Gestalt: Das «Präludium aus Te Deum» von Marc-Antoine Charpentier brachte die spanischen Trompeten der Diessenhofer Schwenkedel-Orgel zu äusserst kraftvollem Einsatz. Im Kontrast dazu fand der italienische Komponist Luigi Arditi mit «Il bacio» (= Kusswalzer) Gehör. Die schnellen Wechsel von laut und leise erzeugten eine geheimnisvolle Atmosphäre. Die «Bettina Polka» des tschechischen Tonkünstlers Bedrich Smetana, für das Klavier erdacht und von Geugis für die Orgel spielbar gemacht, beeindruckte durch ihre lässige Fröhlichkeit.

Heimatklänge

Beim lüpfigen «Tannershannes-Wälserli» fiel es so manchem Zuhörer schwer, ruhig in der Bank sitzen zu bleiben. Am liebsten hätten wohl einige das Tanzbein geschwungen. Die mit Sehnsucht erfüllte «Obedröti am Alpstee», weich und wehmütig dargeboten von den Streicher-Registern der Orgel, versetzte das Publikum in eine sanft melancholische Stimmung. Eine von Peter Geugis selbst entworfene Fantasie über das «Munotglöggli» liess sodann die Herzen der heimatverbundenen Hörerschaft höher schlagen. Schweizer Volkslieder wie «Am Himmel staht es Stärnli» über «Vo Lozärn gege Wäggis zue», «Gang, rüef de Brune», «S’isch mer alles eis Ding» und «Ramseiers wei go grase» bis hin zu «Sonnez les matines!» sind im «Munotglöckli» sorgsam versteckt – aber für das ländliche Herz spielerisch leicht zu entdecken.

Tänze und Märsche

Mit einem «Gipfelstürmer» preschte das abendliche Programm zur Appenzeller Volksmusik vor. Die «Mazurka», ein edler Hoftanz im ¾-Takt, begeisterte durch ihren genau abgezirkelten, formvollendeten Aufbau. Das «Zäuerli» aus Ausserrhoden ist ein Naturjodel, von Geugis für die Orgel umgesetzt. «Wänn´s Bähnli chont», für das Hackbrett geschrieben, liess in seiner volltönenden Orgelfassung das Herannahen des Appenzeller Bähnli erahnen.

Mit der Polka «Frauenherz» von Josef Strauss, Bruder des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss, kam die Hörerschaft in den Genuss eines besonders eleganten Häppchens: Leichtfüssig schlängelte sich die rhythmisch punktierte Melodie auf einer Bahn abenteuerlicher Kurven dahin. Mit kraftvoll vorwärtsschreitenden Klanggebilden schritt sodann der «Diessehofer Chilbi-Marsch» einher. Von Geugis bereits für die «Diessehofer Chilbimusig 2013» geschrieben, verknüpft dieser imposante Marsch Thurgauer und Appenzeller Elemente.

Von jenseits des Atlantik

«Hang-Over Blues», so der Titel eines Jazz-Foxtrotts von 1917, zeigte die schnell beweglichen Elemente des Ragtime. «Take Five» im ungewöhnlichen 5/4-Takt lockte die Hörer in tänzerisch beschwingte Sphären. Und wie ist auf der Orgel ein Saxophon nachzuahmen? Diese Herausforderung löste der Organist durch zurückhaltende Dreiklänge, die dem Hit einen fast mystischen Charakter verliehen. Mit «The Beginning» erscholl kantiger Orgelklang im mitreissenden Pop-Stil. Als Zugabe erklang «Wild Cat Blues». Dieses erfrischende Klarinetten-Solo fehlt in keiner Jazzband. Es vermag in der Interpretation von Geugis auch die Orgel brillant zu schmücken: Die fröhliche Melodie schwingt sich aus schwindelnder Höhe ins menschliche Herz hinab – und steigt alsbald wieder hinauf in die Weiten des Himmels, vorwärtsgetrieben durch festlich frische Rhythmen.

Ausklang zum Lob Gottes

Der Abend bot auf der Orgel selten gehörte, traditionell vorgegebene und zugleich neu geformte Wahrnehmungen volkstümlicher Klänge. Es war ein gefühlsmässig einladender Zugang zu diesem Instrument, den Peter Geugis zelebrierte. Barrieren zwischen unterschiedlichen Hörgewohnheiten oder auch Schranken zwischen gegensätzlichen Stilrichtungen lösten sich in beinahe grenzenloses Wohlgefallen auf. Das Publikum war von einem tiefen Gefühl der Harmonie und Zusammengehörigkeit erfüllt. Lang anhaltender Beifall, den der Interpret nach eigenen Worten gerne nach oben an den göttlichen Schöpfer und Meister weitergab, liessen diesen denkwürdigen Abend ausklingen.

LIO Weihnachtspäckli Aktion 2021

LIO – Licht im Osten

Einmal mehr durften die katholische und die evangelische Kirchgemeinde in Diessenhofen viel Freude in den Osten verschenken.

Zuerst haben die 4. Klässler der beiden Gemeinden an einem Mittwochnachmittag fleissig Päckli gepackt. Dann wurden mit einem bunten, altersgemischten Team und den Passanten an einem Samstag vor dem Coop Päckli gepackt. So wurden in diesem Jahr 295 Päckli aus Diessenhofen auf dem Weg nach Moldawien, Bulgarien, Russland gebracht.

Dies war nur möglich, dank dem grossen Einsatz vieler Freiwilliger. An dieser Stelle danken wir allen Helfer und Helferinnen sowie den Spendern herzlichst. Gemeinsam etwas tun und Freude bereiten ist doch einfach wunderbar.

Wenn der Glaube aus der Kirche ins Internet wandert

Digitale Horizonte in Diessenhofen

Eine faszinierend weite Welt tat sich inmitten des Städtli auf, als Dave Jäggi, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche EMK, religiöse Internet-Angebote präsentierte. Dies geschah am Abend des 04. November in der Begegnungsstätte VENUE im Rahmen der „Etwas anderen Erwachsenenbildung“ der Evangelischen Kirchgemeinde Diessenhofen unter der Frage: „Eignet sich das Internet für Spiritualität? Kann es Gemeinschaft aufbauen?“ Eine Fülle von Predigten, Gesprächen und Gebeten wurde online präsentiert. Passend dazu lieferte der Redner geistreiche und unterhaltsame Ratschläge für das Verlassen eingefahrener Gleise und den Empfang frischer Impulse.

Freude am Experimentieren

Auf elektronischem Wege könne jeder seine individuell angemessene Ausdrucksform des Glaubens zusammenstellen, so Jäggi. Die Möglichkeiten des Internet kämen experimentierfreudigen Leuten des 21. Jahrhunderts entgegen. Der zeitgenössische Mensch liebe es, überraschende Perspektiven wahrzunehmen und ungewohnte Methoden des Sehens und Bewertens auszuprobieren. Genau diese Chance biete das neue Medium, aber „womöglich aus einer Ecke, von wo wir es nicht erwartet haben.“ Kirche und Religion würden vom örtlich begrenzten Wirkungskreis in eine weltweit vernetzte Freiheit verwandelt. Doch stünden die medial breitgefächerten Formate nicht im Widerspruch zu regionalen Angeboten, sondern ergänzten und erweiterten diese, wie der Referent einer wissbegierigen Runde von Kirchbürgern darlegte.

Vernetzte Spiritualität

„Leben bedeutet Vernetzung“, unterstrich Jäggi. Je weiter und intensiver diese Vernetzung ausgeprägt sei, desto umfassender und tiefer sei ihre Lebendigkeit. Das Internet könne als Gerüst verstanden werden für ein „die Welt umspannendes und vereinendes Netzwerk der alles verbindenden Liebe“, erläuterte er mit Bezug auf Benediktiner-Mönch David Steindl. Hierbei komme „Spiritualität“ ins Spiel. Dieser Ausdruck sei abgeleitet vom lateinischen Wort spiritus = Lebensatem. Spiritualität bedeute also ihrem Namen nach „Lebendigkeit“. Genau diese spirituelle Lebendigkeit werde im Internet weltweit ausgebreitet, aber zugleich individuell verfeinert. Daher könne das Internet sogar selbst als „spirituelle Erscheinung“ bezeichnet werden.

Bei allem Optimismus über das neue Medium wurde nicht verschwiegen, dass sämtliche Dinge im Internet gespiegelt und gesteigert werden – die positiven wie die negativen. Wer sich seiner christlichen Verantwortung bewusst sei, konzentriere sich ausschliesslich auf die guten Möglichkeiten der digitalen Welt.

Breite Palette der Angebote

Dave Jäggi führte zahlreiche Webseiten vor, die eine universelle Begegnung ermöglichen im Geiste eines dynamischen, fein ausdifferenzierten, toleranten und grosszügigen Christentums. Die Bandbreite reichte von witzigen Cartoons über knallige Theaterszenen, humorvolle Spezialfragen der Bibel, kritisch-bissige Streitgespräche, warmherzig-tröstliche Predigten bis hin zur genauen Anleitung täglicher wiederkehrender Gebetszeiten. Genannt wurden z. B. die Webseiten und Podcasts Reflab.ch, unter Pfarrerstöchtern, hossa-talk.de, wort-und-fleisch.de, worthaus.org, youtube.com:EMK Schwarzenberg, dasbibelprojekt.visiomedia.org, sola-gratia.ch, feinschwarz.net, XRCS und netzkloster.ch

An den Vortrag schloss sich eine angeregte Diskussion an, die die Eindrücke des Abends abrundete. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe ist am 26. Januar 2022 um 19.30 in der Stadtkirche zu dem Thema „Leben bis zuletzt und in Frieden sterben – Autonomie und Abhängigkeit, Würde und Selbstverantwortung“ mit Dr. Matthias Mettner (Arbon/Zürich), Studienleiter von „Palliative Care und Organisationsethik“ sowie Programmleiter des Forums „Gesundheit und Medizin“.

 

Was tun gegen Ungerechtigkeit?

Hoffnung stirbt zuletzt

„Jesus, wir wollen mehr von dir sehen !“ Mit diesem Liedvers legte der Diessenhofer Jugendgottes-dienst am Dienstabend in der Stadtkirche ein enormes Tempo vor, gewürzt durch den rhetorisch brillanten Einsatz humorvoller Moderatoren. Die Band ergriff zu Beginn die Initiative und sang zu-packende Lieder. Das Ganze gewann immer mehr an Dynamik. Die Refrains der Lieder setzten sich in den Ohren und Herzen der Hörer fest. Dann wechselte die Stimmung plötzlich. Das junge Publikum und eine ziemlich grosse Anzahl ihrer Eltern, Grosseltern und Freunde sammelte sich in innerer Ruhe zu einem Gebet, das Religionslehrerin Karin Schmid mit der Gemeinde sprach.

Kalte Gesetzlosigkeit

Dann wieder Szenenwechsel: Das Schülertheater drängte mit Wucht und Kraft voran, während dramatisch donnernde, hammerharte Filmmusik eingespielt wurde. Mit drastisch theatralischen Handlungsabläufen wurde gezeigt, wie Banditen mit Maschinengewehren den Chorraum stürmen. Wie sie Tod und Schrecken unter unbescholtenen Bürgern verbreiten. Wie sie alles ausrauben und totschlagen, was sich ihnen in den Weg stellt. Von dieser kaltschnäuzigen Gesetzlosigkeit liess sich allerdings der jüdische Prophet Habakuk (ca. 600 vor Christus) in seinem Glauben nicht beirren. Auf steinernem Boden kniete er nieder mit dem Gebetsruf auf den Lippen: „O Herr unser Gott, sei du unser schützender Fels!“

Gottesbegegnung

Und die göttliche Antwort? Sie erscholl aus dem oberen Chorraum: „Ich bin noch lange nicht fertig mit meinen Taten. Ich habe das letzte Wort.“ In souveräner Ausstrahlung und erfüllt mit übernatürlicher Kraft, wurde ein Lichtglanz aufgeblendet als Symbol für das Himmelslicht, „in dessen Strahlen sich Gottes Macht verbirgt“ (Buch Habakuk 2,4). Als der Prophet diese lichtvollen Eindrücke mitbekam, zitterte er am ganzen Körper in dem Wissen: „Der Herr wohnt in seinem Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt“. Und schon erschien ein Silberstreif am Horizont! Obwohl mangelnde Erträge in Ackerbau und Viehzucht zu beklagen sind, schöpfte er Hoffnung: Er will „jubeln wie ein Hirsch“, denn das beflügelt seine Schritte.

Licht am Ende des Tunnels

Praktikant Martin Wieland griff die Impulse des Diessenhofer Schülertheaters in seiner Predigt auf mit der Frage: „Erreicht Gott überhaupt unsere Welt, die vor Ungerechtigkeit nur so strotzt? Will er überhaupt helfen?“ Auch wenn man manchmal den Eindruck gewinnen könne, als habe sich Gott ganz und gar vor unseren Augen verborgen, verharre er keineswegs in der Position eines neutralen, unbeteiligten Beobachters, schärfte der Redner seinen Hörern ein. Im Gegenteil: „Gott leidet an den Menschen, mit den Menschen, für die Menschen“, gab Wieland zu bedenken. Das Kreuz seines Sohnes sei der endgültige Beweis dafür, dass der himmlische Vater sich voll und ganz unter uns einsetze – wenn auch oft anders, als wir das erwarten.

Göttliches Beispiel

Von Gottes Beispiel angeregt, könnten junge und auch ältere Christen lernen, wie wir gelassener als bisher mit ungerechten Verhältnissen umgehen können. Wir seien dann bereit, nicht nur darüber zu reden, sondern diese Probleme dann auch ganz konkret anzugehen – und zwar dort, wo es in unserer Macht stehe, auch wirklich etwas zu tun. Mit diesen Worten beschloss der Prediger seine Ansprache.

 

Jugendliche Mithilfe

Als Beispiel wurde sodann eine Weihnachtspäckli-Aktion zugunsten bedürftiger Familien in der Schweiz genannt. Zu diesem Thema wurde Julia Schmid (Schlattingen), die sich mit diesem Problem wissenschaftlich auseinander gesetzt hat, von den Moderatoren des Abends eingehend befragt.

In diesem Zusammenhang wurde auf eine Schnur mit vielen angehängten Herzen aus Papier hingewiesen, die vom Dekorationsteam angefertigt und quer über den Chorraum ausgespannt worden waren. Dies sei ein Beweis dafür, hiess es, dass der Jugendgottesdienst vom Einsatz aller reformierter Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Klasse lebe. Schon jetzt sei es so, dass die Arbeitsfelder Dekoration, Bild, Technik, Verpflegung und Theater ganz oder teilweise von ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Diessenhofen, Basadingen-Schlattingen-Willisdorf und Stammheim geleitet werden. Die betreffenden Ex-Konfirmanden wurden denn auch ganz besonders stark mit Beifall bedacht.

Begeisterungsstürme

Regelrechte Begeisterungsstürme löste ein ebenso geniales wie romantisch stimmiges Weihnachtsvideo aus. Es wurde mit rhythmischem Klatschen gefeiert in Vorfreude auf den nächsten Jugendgottesdienst, der am 07. Dezember wieder als grosses Weihnachtsfest in und ausserhalb der Stadtkirche begangen wird.

Nach dem Unser Vater und dem Segen gab es für die Teilnehmer dieser Abendveranstaltung kein Halten mehr: In hellen Scharen strömten sie zum Kuchen- und Getränkebuffet, das vom Verpfle-gungsteam im hinteren Bereich der Stadtkirche liebevoll aufgebaut war. So klang dieser Jugendgottesdienst in einer segensreichen und glaubensfrohen Stimmung aus, geprägt von nachdenklichen Worten und dem dankbaren Grundgefühl, dass jeder und jede sich in die grossen und kraftvollen Hände Gottes fallen lassen darf, geborgen in Jesus Christus, bei dem auch unsere ungelösten Fragen bestens aufgehoben sind, bis sie in der Zukunft gelöst werden.

Jugend mit Gott unterwegs – Jugendgottesdienst im September

Wie junge Menschen auf überraschende Weise Kontakt mit Gott finden und zu höheren Aufgaben berufen werden können, war der thematische Schwerpunkt des Jugendgottesdienstes am vergangenen Dienstagabend. Unter dem Leitspruch: „Der Prophet Samuel“ wurde die wirkmächtige Geschichte dieses Gottesmannes aus der Frühzeit Israels dargestellt.

Vom Hirtenstab zur Krone

Das Schülertheater, ergänzt durch die Mitwirkung von Praktikant Martin Wieland in der Hauptrolle des Samuel, zeigte in ebenso dramatischen wie humorvollen Szenen Gottes überraschende Entscheidungen, die unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben. Besonders reizvoll war die Darstellung des Auswahlprozesses, der zur königlichen Berufung des jüngsten Sohnes einer kinderreichen Hirtenfamilie führte: Zunächst schien es, als sei der Älteste wegen seiner äusseren Vorzüge der Auserwählte. Doch ausgerechnet der Jüngste – noch ein halbes Kind – wurde durch Gottes Stimme namentlich benannt als derjenige, den Samuel salben und somit für das künftige hohe Amt innerlich ausrüsten solle.

Wie Religionslehrerin Karin Schmid in ihrer Predigt erläuterte, kommt alles darauf an, dass wir dieses Überraschungsmoment erfassen und den Augenblick nicht verpassen, in dem Gott uns kreativ begegnet. Sie forderte dazu auf, die Ohren zu spitzen und das Herz zu öffnen. Der Anschein oder äussere Vorzüge seien überhaupt nicht wichtig, sondern das, was in uns steckt. „Gott kennt jeden einzelnen sehr genau und geht einfühlsam auf unsere Bedürfnisse und Möglichkeiten ein“, führte sie aus. Gott wolle mit jedem Menschen individuell sprechen und seine Gaben zur Entfaltung bringen. Falls wir auf sein Angebot eingingen, werde Gott tief drinnen in uns ein „friedliches und starkes Herz“ gestalten und entwickeln.

Hallo Lieblingsmensch …

Schülerinnen und Schüler aus Basadingen-Schlattingen-Willisdorf – aufgeteilt in die Teams Technik, Theater, Band, Chor, Dekoration – hatten diesen Abend in wochenlanger Arbeit vorbereitet. Band und Chor liessen glaubensfrohe Lieder erklingen, die auf schwungvolle Weise die Botschaft des Abends zur Geltung brachten. Besonders originell verlief der Schlussabschnitt: Der Reihe nach kamen alle jugendlichen Besucher aus den Klassen 6 bis 9 nach vorne und drückten ihren Fingerabdruck auf große Poster, die das Dekorationsteam bereitgestellt hatte. Auf diese Weise kam der Grundgedanke des Abends zum Ausdruck, der bereits zu Beginn in einem einprägsamen Lied des Chores erklungen war: „Hallo Lieblingsmensch – ein Riesenkompliment dafür, dass du mich so gut kennst.“  Mit segensreichen Eindrücken und Impulsen klang dieser Diessenhofer Jugendanlass aus.

Basler Chorklänge zum Diessenhofer Bettag

Zum eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag war die Basler Münsterkantorei  zu Gast in der Diessenhofer Stadtkirche. Dieses schweizweit bekannte Vokalensemble erfreute die Besucherinnen und Besucher mit Werken von Johann Sebastian Bach, Knut Nystedt, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Franz Schubert. In gesanglicher Harmonie und Klarheit wurde das gottesdienstliche Ereignis in einen grossartigen klanglichen Horizont versetzt. Annedore Neufeld in ihrer Doppelfunktion als Chorleiterin und Organistin setzte die künstlerischen Akzente. Die festlich gestimmte Versammlung erlebte Gemeinschaft unter Gottes Wort mit Anregungen für das persönliche und gesellschaftliche Leben, entsprechend dem eidgenössischen Charakter des Tages.

„Suchet der Stadt Bestes“

Pfarrer Gottfried Spieth stellte seine Predigt unter den prophetischen Ausruf aus Jeremia 29,7: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn!“ Diesem Vers zufolge seien Christinnen und Christen berufen, sich je nach ihren Gaben und Möglichkeiten in das kommunale Leben einzubringen, im Gebet für die Probleme und Bedürfnisse ihrer Mitwelt einzutreten und in kritischer Selbstbesinnung das angemessene Tempo – oder auch die geeigneten Haltepunkte – im Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt zu wählen.

„Jesu meine Freude“

Musikalischer Höhepunkt in der Stadtkirche war die Motette „Jesu meine Freude“ des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Die einzelnen Strophen dieses Chorals  brachte die Basler Münsterkantorei klangmalerisch differenziert zu Gehör. Was besonders auffiel, war der überraschende Wechsel aus wuchtigen und zarten Tönen. Diese Kontrastwirkung belebte und verstärkte das gottesdienstliche Erlebnis.

Mechthild Bach aus Konstanz, die in der Münsterkantorei stimmbildnerisch tätig ist, trug während des heiligen Abendmahls solistisch den Choral vor: „Dir, dir Jehova will ich singen“, in der Bearbeitung ihres weltberühmten Leipziger Namensvetters. Damit gab sie der Mahlfeier einen bewegenden Ausdruck und würdigen Rahmen. Mit dem von der ganzen Gemeinde gesungenen Schweizerpsalm wurde dieser denkwürdige Diessenhofer Bettagsgottesdienst beschlossen.

Heitere Ausfahrt im heimatlichen Kanton

Reformierte Kirchgemeinde Diessenhofen unterwegs

29 Kirchbürgerinnen und Kirchbürger aus dem Städtli brachen am vergangenen Sonntag zur lang ersehnten Ausfahrt auf. Traditionellerweise findet sie Anfang September statt. Zu Beginn wurde man fröhlich eingestimmt durch Brigitta und Hugo Lampert, die diese Reise bestens vorbereitet hatten. Auch Regina Hager und Fahrer Arthur Ruh („Thuri“) vom Reisebüro Isidor Hager entboten den Ausflüglern ein kräftiges Willkommen. Kurz nach 8.30 nahm der Car Kurs Richtung Südost. Sanft wiegend bewegte sich das Gefährt durch verträumte Landschaften des heimatlichen Kantons.

Erstes Ziel war Sulgen im mittleren Thurgau mit Besuch des dortigen reformierten Gottesdienstes. Pfarrer Frank Sachweh begrüsste die Diessenhofer Gäste auf das herzlichste. Mit seiner Predigt über „getrostes Abschiednehmen und dankbares Loslassen in jedem Lebensalter“ regte er die zahlreiche Hörerschaft zum Nachdenken an. Bei einem Gläschen Wein während des anschliessenden Apéro lernten Sulgener und Diessenhofer Gemeindeglieder sich gegenseitig kennen und schätzen.

Romantische Atmosphäre im Spätsommer

Und schon ging es zur nächsten Station: zum Wasserschloss Hagenwil. Im breit ausladenden, gewölbten Mostkeller wurde eine währschafte Mittagsmahlzeit eingenommen. Sie mündete bei einem köstlichen Dessert in eine lockere Gesprächsrunde ein, die auch tiefsinnige Dialoge über Gott und die Welt beinhaltete.

Und weiter fuhr man Richtung Bodensee, der im Hafen von Kreuzlingen erreicht wurde. Dort bestieg die Reisegruppe ein Schiff, das sich Richtung Romanshorn in Bewegung setzte, umweht von einer leichten Brise und umspielt vom warmen Glanz der nachmittäglichen Sonne. Wie wohltuend war es, auf die hell schimmernde Wasserfläche hinaus zu blicken, die von leichtem Wellengang gekräuselt war.

In Uttwil ging man an Land. Der bereitstehende Car brachte die muntere Schar alsdann nach Scherzingen ins Bodensee-Café. In entspannter Atmosphäre tauschte man bei einem scharfen Espresso oder milden Tee Gedanken und Erinnerungen aus.

Thuri chauffierte die Gruppe sodann mit sicherer Hand ins heimische Städtli zurück. Alle miteinander waren dankbar und froh, dass diese Reise – nach dem coronabedingten Ausfall im Vorjahr – nun endlich wieder stattfinden konnte. Die Diessenhofer Ausfahrt am ersten Sonntag im September geht bis auf Pfarrer Dietrich Henn zurück, der von 2002 bis 2010 im Städtli seine segensreichen Spuren hinterliess.

Arche Noah im Städtli

Mit dem Motto: „Glaubensstark wie Noah“ rundete die Diessenhofer Jugendkirche das zu Ende gehende Schuljahr ab. Am Dienstagabend trafen sich die Schüler der Klassen 5 bis 9 aus dem Städtli und der umliegenden Region in zwei gottesdienstlichen Veranstaltungen. Sie erlebten Rhythmen, Bühnenbilder, Geselligkeit, Spielfreude und Segensgebete. Junge Leute aus Schlatt hatten beide Ereignisse vorbereitet. Die urwüchsige Gestalt des Schiffsbauers Noah, dessen Arche zur Lebensrettung für unzählige Lebewesen wurde, stand im Mittelpunkt beider abendlicher Anlässe in der Stadtkirche.

Faszinierende Schattenspiele

In einem Schatten-Theater wurde zunächst das chaotische, gewalttätige Treiben einer irregeleiteten Menschheit vor Augen geführt, worauf sintflutliche Wassermassen hereinbrachen und die damalige korrupte Zivilisation auslöschten. Messerscharf gezeichnete Schattenbilder bewegten sich, von kundigen Händen im Verborgenen geführt, mit scheinbar schwereloser Leichtigkeit über das hell erleuchtete Bühnenbild. Plastisch gezeigt wurde der Bau des mehrere Fussballfelder grossen Rettungsschiffes, das von jeder Tierart ein Pärchen aufnehmen konnte, sodann die Fahrt des gigantischen Wasserfahrzeugs über den Weltenozean und schliesslich die glückliche Landung auf dem Berg Ararat in Armenien. Eindrucksvoll wurde das Abfliessen der Wassermassen dargestellt, worauf sich Mensch und Tier aus dem tiefen Bauch des Schiffes erleichtert ins Freie begaben, während Noah mit Familie bereits schon die glückliche Rettung mit einem Dankgebet feierten, überwölbt von dem göttlichen Segenszeichen des Regenbogens.

Entscheidung mit Folgen

Das tatkräftige Glaubensleben dieses Mannes wurde als Vorbild vor Augen geführt. Religionslehrerin Karin Schmid stellte in ihrer Predigt den Bezug zur heutigen Lebenswirklichkeit her. Das Kirchgebäude als Ort der Ruhe, wo alt und jung zur Besinnung kommen, sei mit der Arche Noah vergleichbar. Jesus Christus sei der Schlüssel zu diesem Schutzraum, in dem Geborgenheit statt Streit, Harmonie statt Konflikt, Gelassenheit statt Hektik herrsche.

Für diesen Lösungsweg des Friedens müsse man sich jedoch bewusst einsetzen. Das Problem sei, dass zweifelhafte Stimmen sich auf irrlichternde Weise breitmachen. Jeder und jede stehe vor der Frage, so Frau Schmid, ob man sich für Gewalt oder Versöhnung entscheide. „Haltet beharrlich den guten Kurs durch! Gebt nicht auf, selbst wenn andere Leute euch davon abhalten wollen. Rechnet fest mit Gottes Treue!“ rief Frau Schmid den jugendlichen Zuhörern und ihren Eltern, Grosseltern und Freunden zu. Die göttliche Schutzmacht energisch im Blick zu haben, sei besonders nach den Ferien nötig, wenn die Schulabgänger ihre Lehre beginnen.

Frau Schmid beschloss ihre Ausführungen unter Berufung auf den Brief an die Hebräer Kapitel 11, Vers 7: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“

Lied der Generationen

Die Jugendband unter Leitung von Dan Schmid brachte starke Melodien zu Gehör, die zu Gottes Ehre erklangen. Es war wie eine Mobilmachung von Lebenskräften. Warme, beruhigende Akkorde durchfluteten das Kirchenschiff und lösten ein inneres Wohlbefinden aus, verbunden mit Bewegung und Dynamik. Sogar der Kampf Gottes gegen chaotische Mächte der Finsternis wurde dabei zum Thema. „Gott ist Sieger in Ewigkeit, er ist grösser als Umstand und Angst, ich weiss: er hält alles in der Hand,“ lautete eine markante Liedzeile. Der mehrstimmige Gesang und die oftmalige rhythmische Wiederholung lösten beglückende Empfindungen aus, getragen von dem Wissen: „Gott ist für dich. Probiere es einfach aus! Vertraue, dass es gelingt. Lass es geschehen, dass Gott an dir wirkt.“

Besonders eindrücklich wirkte das „Generationenlied“, das sich fast schon zu einem Diessenhofer Schlager entwickelt hat und auch am Dienstagabend ausgiebig ertönte: „Gottes Gunst sei mit dir und bei deinen Kindern und den Kindern ihrer Kinder!“ Mit beiden Abendanlässen wurde das zu Ende gehende Schuljahr unter Gottes Segen beschlossen und der baldige Start in die Ferien gefeiert. Eine Vielfalt von Begabungen kam zum Einsatz und macht auch für das neue Schuljahr Mut zur beständigen Weiterentwicklung der jugendlichen Talente.

Konfirmation im Städli

Bilder der Konfirmation

Zehn junge Menschen aus Diessenhofen erlebten bei strahlenden Sonnenschein am letzten Sonntag im Monat Mai ihre Konfirmation. Der Jahrgang 2020-21 wurde dabei in zwei Gruppen unterteilt, um den Corona-Bedingungen gerecht zu werden. In grosser Freude veranstaltete die reformierte Kirchgemeinde nacheinander zwei festliche Morgenveranstaltungen in der Stadtkirche, in denen jeweils fünf Jugendliche eingesegnet wurden im Namen des dreieinigen Gottes.

Zehn Gebote

Das Thema beider Gottesdienste, die jeweils parallel ins Kirchgemeindehaus übertragen wurde, lautete: „Lebensregeln für den Weg in die Zukunft.“ Die zehn jungen Leute trugen die zehn Gebote des alten Testaments mit Erläuterungen Martin Luthers vor, zusammengefasst im Prinzip der Nächstenliebe und anschaulich dargestellt in Form eines Theaterstücks, welches das Gleichnis vom barmherzigen Samariter eindrucksvoll in Szene setzte. Gekonnt führten die Konfirmanden das Drama jenes ausgeplünderten und schwerverletzten Reisenden vor Augen, der zwischen Jericho und Jerusalem unter die Räuber fiel. Tragischer Tiefpunkt war dabei das mitleidlose Vorbei-Gehen zweier Scheinheiliger. Kraftvoller Höhepunkt hingegen war der verantwortungsbewusste Einsatz des Samariters, der alles tat, was in seiner Macht stand, um möglichst praktisch und unkompliziert die Not zu lindern.

Himmlischer Helfer

An diese szenische Vorführung knüpfte Pfarrer Gottfried Spieth in seiner Predigt an. Er schilderte den Übergang vom kindlichen Spiel zum Ernst des Lebens. Dabei verschwieg er die Gefahren nicht, die auf die jungen Freunde zukommen könnten. Krisenerfahrungen seien Teil der vollen Lebenswirklichkeit, in die sie nun einträten. Zugleich betonte Spieth die Hilfe von oben, die durch ein Stoßgebet von unten herbeigerufen werde: „Je schwieriger deine Lage ist, desto näher ist dir jener wirklich heilige Samariter, der zum grossen Freund deines Lebens wird und Jesus Christus heisst.“

Befestigung im Glauben

Jael Mascherin, Präsidentin der Kirchgemeinde, begrüsste die zehn neuen Kirchbürgerinnen und Kirchbürger herzlich und lud zur praktischen Mitarbeit in der Gemeinde ein. Sie verwies auf die geistliche Tragweite der Konfirmationshandlung und umschrieb diese – getreu der lateinischen Ursprungsbedeutung – mit den Worten: „Befestigung und Stärkung im Glauben“.
Zusammen mit Doris Greim, die die junge Mannschaft gemeinsam mit Pfarrer Spieth im vergangenen Oktober auf dem Lager in Meersburg begleitet hatte, überreichte Frau Mascherin den zehn jungen Menschen eine Rose als Zeichen der Wertschätzung. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden antworteten mit einem herzlichen Dank an Eltern, Grosseltern und Paten für die hilfreiche bisherige Wegbegleitung.

Glaubensfrohe Stimmung

Musikalisch wurden beide Gottesdienste durchflutet von klassischen Orgeltönen. Sie wurden dynamisch dargeboten von Annedore Neufeld und vermittelten eine feierliche Atmosphäre im Gotteshaus. Zeitgenössische Lieder mit geistlichem Tiefgang, gesungen und gespielt von der Jugendband unter Leitung von Dan Schmid, sorgten für eine ebenso gelöste wie glaubensfrohe Stimmung. Mit segensreichen Empfindungen klangen die beiden denkwürdigen Gottesdienste aus.

Glaubensstark wie Hanna

Beterinnen und Propheten in der Diessenhofer Stadtkirche

Die Schönheit und Würde des alten Testaments leuchtete in den beiden Jugendgottesdiensten auf, die sich vergangenen Freitagabend in der Diessenhofer Stadtkirche ereigneten. Die Gestalt der Hanna stand im Mittelpunkt – also jene volkstümliche Segensträgerin aus der Frühzeit Israels, die zur Mutter des später weltberühmten Propheten Samuel wurde. Die Moderatoren sowie die Sängerinnen und Sänger der Band waren auf dieses geheimnisvolle Szenario eingestellt. Das Dekorationsteam hatte Erstaunliches geleistet und ein Bühnenbild geschaffen, das die Welt des alten Testaments stimmungs- und gefühlsmäßig mitten hinein in die Diessenhofer Stadtkirche projizierte.

Kleine Anfänge und große Wirkungen

Das Schülertheater führte vor Augen, wie Hanna in der Stiftshütte – dem Vorgängerbau des salomonischen Tempels – auftaucht und dort eindringliche Gebete verrichtet. Vor der farbenprächtigen Kulisse des Zeltheiligtums wurde gezeigt, wie diese einfache Frau aus dem Volk zu einer Gebetskämpferin wird, die mit unerhörter Energie ihr Anliegen an höchster Stelle formuliert. Anschaulich wurde ihr zunächst noch rein privates Problem szenisch vor Augen geführt, dessen Lösung durch Gottes Eingriff weitreichende Folgen für die Weltgeschichte mit sich bringt.
Gekonnt spielten die jugendlichen Darsteller, wie sehr die kinderlose Hanna unter den Demütigungen ihrer gebärfreudigen Konkurrentin Pennina leidet. In einem umso freundlicheren Licht beleuchtete das Schülertheater die dankbare Gesinnung Hannas: Nachdem sie tatsächlich einen Sohn namens Samuel bekommen hat, weiht sie ihn dem geistlichen Dienst und übergibt ihn der Obhut des Hohenpriesters Eli.
Geheimnisvolle Stimme in der Nacht
Die jugendlichen Darsteller präsentierten sodann ein nächtliches Erlebnis des jungen Samuel während seiner Ausbildung zum Priesterberuf: Wie die Öllampe noch brennt, als der Junge sich an seinem Schlafplatz im Zentralheiligtum niedergelegt hat, während hoch droben am Himmel die Sterne funkeln. Wie Samuel dreimal eine geheimnisvolle Stimme hört und diese zunächst für den Anruf seines Lehrmeisters Eli hält, bis er erkennt, dass Gott selber mit ihm spricht.

Hören und Handeln

Während Gott damals direkt mit dem jungen Samuel geredet habe, spreche er zu uns heutigen Leuten eher indirekt, aber nicht weniger wirksam, unterstrich Religionslehrerin Karin Schmid in ihrer Predigt. Gott tue das durch Bibel und Predigt, aber auch durch Gedanken, die wir in unserem Herzen bewegen. Oder durch die Natur, die wir beobachten. Aus dem Hören folge die Bereitwilligkeit, den göttlichen Vorschlägen zu folgen. Beispielgebend sei der junge Samuel mit seiner Antwort an Gott: „Rede, HERR, ich höre. Ich will tun, was du sagst.“

Gebet als nachhaltige Schlüsselerfahrung

Ausdauerndes Beten könne mit der Zeit einen Segensstrom auslösen, fuhr Karin Schmid fort, das Beispiel der Beterin Hanna aufgreifend. „Gib niemals auf, wenn du für etwas betest. Jedes Gebet ist wie ein Same, den wir in den Boden pflanzen, und irgendwann geht es auf.“ Gott registriere aufmerksam die Stimme einer jeden Beterin und eines jeden Beters. Das gehe so weit, dass Gott jede einzelne Träne zählt, die auf Erden geweint wird. „Gott sammelt sie alle auf. Er hat alles gesehen in deinem Leben. Er weiss, was dich traurig macht.“ Laut Karin Schmid kommt darin die Wertschätzung zum Ausdruck, die Gott jedem einzelnen Menschen erweist, der seine Not an höchster Stelle ausbreitet.
Frau Schmid legte Wert auf die Bereitschaft, eine gesteigerte Aufmerksamkeit für Gottes Stimme zu entwickeln. Entscheidend sei, sich die überwältigende göttliche Kraft vor Augen zu halten, wurde betont unter Verweis auf 1. Chronik Kapitel 29, Vers 11: „Du, HERR, besitzt Grösse, Kraft, Ruhm, Glanz und Majestät. Alles, was im Himmel und auf der Erde lebt, ist dein. Du bist König, der höchste Herrscher über alles.“

Spielerischer Zugang zur Wahrheit

Auch das gesellige Spiel kam in beiden Veranstaltungen nicht zu kurz. Ein kleiner Wettbewerb regte die Zuhörer zum Training des Hörvermögens an. Von klanglicher Seite untermalte die Jugendband unter Leitung von Dan Schmid, verstärkt durch Bassgitarrist und Impulsgeber Daniel Peyer, die Anregungen des Abends. Der nächste Anlass in dieser Reihe ist am 06. Juli. Dann wird das Thema „Noah“ von der Jugendgruppe der evangelischen Kirchgemeinde Schlatt präsentiert.

„Von der Höll ins Paradies“

Pilgern am Rheinufer

Im Rahmen der kürzlich ins Leben gerufenen «Etwas anderen Erwachsenen-bildung» versammelte Brigitta Lampert am 8. Mai eine zwölfköpfige Diessen-hofer Pilgergruppe zu einer Wanderung «von der Höll ins Paradies». Treffpunkt war die Stadtkirche mit einführenden Gedanken über den Ausgangspunkt «Höll». Wie die Reiseleiterin schmunzelnd erläuterte, ist damit jenes ehemalige alte Fischerlokal unterhalb der Stadtkirche gemeint, dessen herausragende Besonderheit es war, dass in seinem Inneren nur sehr zurückhaltende Lichtverhältnisse herrschten. Von einer ähnlich geheimnis-umwitterten, spannungsgeladenen Stimmung bewegt, liess sich die Pilgerschar gleichsam himmelwärts inspirieren zu einem Gang an die strahlende Frühlingssonne hinaus.

Erstes Zwischenziel war St. Katharinental, wo man sich in der Klosterkirche zu einer Andacht sammelte. Thema waren die Kräfte des Schöpfers, «die wir mit allen Sinnen wahrnehmen». Die Empfindungen der Teilnehmer mündeten ein in ein Gebet: «Meinen Gedanken lasse ich Raum, um zu ergründen, was mich heute, in diesem Moment bewegt. Ich lasse zu, was kommt, und höre in mir, was sie mir sagen wollen. Mit dir, Gott, geh ich meinen Weg, mit dir bin ich alles, was ich bin: Enge, Weite, Nähe, Licht und Dunkel – alles, mein Gott und Schöpfer, führt mich zu dir hin.“
Des Schöpfers Kraft in der Natur

Weiter ging es den Rhein entlang Richtung Schaarenwald und Schaarenwiese. Unterwegs wurde am Ufer eine Pause eingelegt, und die Pilgerinnen und Pilger suchten einen Kieselstein ihrer Wahl, den sie an sich nahmen. Dieser Stein könne rauh oder glatt, rund oder kantig sein und damit den eigenen Charakter und Lebensweg treffend abbilden, von tiefsten Abgründen der Seele bis hin zu geisterfüllten Höhenflügen und Glückserfahrungen, erläuterte Brigitta Lampert. Ihre meditativen Überlegungen fasste sie in folgendem Gebet zusammen: «Du schufst unsere ausgesuchten Steine. Auch sie zeigen uns die unterschiedlichsten Daseinsformen in ihrer Beschaffenheit in Grösse, Gewicht, Form und Farbe. Was bedeuten sie in unseren Händen? Wärme? Kälte? Halt? Schmerz? Last? Wir legen sie in deine Hände, Gott, Ewiger, Liebender, Barmherziger. Dir vertrauen wir unsere eigenen Themen an.»

Schweigemarsch

Was nun folgte, war der wohl eindrucksvollste Abschnitt dieses Nachmittags: Ein dreiviertelstündiger Marsch des Schweigens. Jeder und jede war eingela-den, umgeben vom leisen Rauschen des Rheins und beschwingten Singen der Vögel, eigene Empfindungen und Gebete mit Hoffnung und Lebenskraft zu verbinden – und innerlich immer weiter und wirksamer zu entfalten. Eine Andacht mitten unter Bäumen rundete diese stille Zeit ab. Unter einem aus Ästen gebauten Holzkreuz legte jeder Teilnehmer seinen Stein nieder. Auf diese sinnenfällige Weise wurde deutlich, dass die ganze Bandbreite des Lebens – also Dank und Sorge, Trauer und Freude, Anspannung und Entspannung – in Gottes Sohn und seinem Kreuz die erlösende Mitte und Zusammenfassung findet.

Klosterkirche Paradies

In der Gewissheit, dass Gott aufmerksam zuhört und mitgeht, bewegte sich die muntere Diessenhofer Pilgerschar weiter am linken Rheinufer abwärts, bis das Ziel der Wanderung erreicht war: Die Klosterkirche Paradies. Dort wurde ein abschliessendes Segensgebet gesprochen: «Gott segne dir den Weg, den du nun gehst. Gott segne dir das Ziel, für das du lebst. Sein Segen sei ein Licht um dich her und innen in deinem Herzen. Aus deinen Augen strahle sein Licht wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses, das dem Wanderer Schutz bietet in der stürmischen Nacht. Wen immer du triffst, wenn du über die Strasse gehst – ein freundlicher Blick von ihm möge dich treffen. Gott schütze dich! Geh in seinem Frieden! Amen.»

Von mutmachenden und lebensdienlichen Eindrücken erfüllt, klang dieser denkwürdige Nachmittag bei einer geselligen Tasse Kaffee im Gasthaus Paradies aus, das gerade am Vortag wieder seine Pforten eröffnet hatte.

Jugendtreff mit Vater Abraham

Landverheissung und Kindersegen

Zwei Diessenhofer Jugendgottesdienste am Dienstagabend mit Ausstrahlung in die gesamte Region waren dem Thema „Abraham“ gewidmet. In beiden Veranstaltungen spielten junge Leute aus Basadingen-Schlattingen-Willisdorf ein Theaterstück aus alttestamentarischer Frühzeit – mit einem Nomadenzelt, farbenfrohen Kostümen und einer souveränen Stimme aus dem Hintergrund, die den Ruf von ganz oben symbolisierte. Eindrucksvoll führten die Darsteller vor Augen, wie der bereits betagte Viehzüchter Abraham aus dem Morgenland mit seiner ebenso in die Jahre gekommenen Gattin Sara zu einem überlangen Fußmarsch ins Land der Verheissung aufbricht, durch führungsstarke Befehle des Herrn bewegt. Aufwendig setzten die Schüler in Szene, wie der Wanderer, endlich am Ziel angekommen, zwei steinerne Altäre aufschichtet, um dem göttlichen Weltenlenker für die erfolgreiche Reiseleitung zu danken – worauf er in sternenklarer Nachtvision aufgeklärt wird über die grosse Zukunft seiner Familie.

Sodann präsentierten die Darsteller einen allerhöchsten Besuch in Gestalt dreier geheimnisvoller Männer, die urplötzlich vor Abrahams Zelt auftauchen. Gekonnt vermittelten die jungen Akteure diesen wuchtigen Auftritt, aber gleichzeitig den humorvollen Zwischenton, mit dem die göttlichen Besucher Sara in ein ebenso ernstes wie unterhaltsames Gespräch verwickeln. Und zwar worüber? Über den zu erwartenden männlichen Nachwuchs. Dieser kommt binnen Jahresfrist tatsächlich zur Welt.

Ertrag des Glaubens  

Diese Szenen aus dem alten Testament bahnten Religionslehrerin Karin Schmid den Weg zu ihrer Predigt. Thema war das genaue Hinhören und vertrauensvolle Handeln. „In Bibel und Naturereignissen, aber auch durch menschliche Worte und Lieder vernehmen wir Gottes Stimme“, betonte Frau Schmid. Abraham habe dem göttlichen Anruf den Vorrang gegeben vor anderen Einflüssen. Im Gebet habe er seiner Überzeugung Ausdruck verliehen, dass bei Gott „kein Ding unmöglich“ ist (1. Mose Kapitel 18, Vers 14). Überzeugt von der fehlerlosen Zielstrebigkeit, mit der Gott die beschlossenen Pläne durchzieht, habe sich Abraham dieser optimalen oberen Führungskraft anvertraut.

„Wer sich für einen solchen Glaubensweg entscheidet, muss allerdings auch Wagnisse eingehen“, räumte Frau Schmid ein. Ein solches Wagnis geschehe jedoch nicht ins Blaue hinein, sondern habe seine guten Gründe. Das sei ähnlich wie bei einem Fallschirmspringer, der beim Absprung auf die Zuverlässigkeit seines Materials setzt. Frau Schmid bat die jugendlichen Zuhörer eindringlich, den zuverlässigsten Autoritäten des Universums – nämlich Gott und seinem Sohn Jesus – jenen obersten Platz in unserem Leben zu geben, der ihnen gebührt. „Wer diesen Schritt tut, darf mit grosser Belohnung rechnen“, versicherte sie. Gott überlade und überschütte glaubende Menschen mit guten Dingen und Erfolg – auch wenn er ihnen Schwierigkeiten auf dem Weg nicht erspare. Das Vertrauenslied „Der Herr segne dich“, von der Band in die Herzen des Publikums hineingesungen, vertiefte die freundliche Einladung, auf Gottes Stimme aufmerksam zu lauschen und entsprechend zu antworten.

Preiswürdiger Einsatz für die Jugend

Die Band unter Leitung von Dan Schmid erfüllte den Abend mit mitreissenden Liedern, Begleitmelodien und ausgereiften Klangbildern zur Ehre Gottes. Schülergruppen für Spiel, Theater, Dekoration, Moderation und Werbung waren verantwortlich für das rundum gute Gelingen.

Präsidentin Jael Mascherin berichtete in einem Grusswort von einem Wettbewerb, den die Evangelische Landeskirche Thurgau seit 2020 für engagierte Jugendarbeit ausschreibt. Dieses Jahr habe die reformierte Kirchgemeinde Diessenhofen mit ihrem Projekt „Youth Church“ unter dem Motto „Junge Talente fördern und fordern“ den zweiten Preis mit einem Preisgeld von 1000.- Franken gewonnen. Sie dankte Projektleiterin Karin Schmid mit Blumen für den geleisteten Einsatz.

Die zwei Abendgottesdienste für die 5. bis 7. sowie für die 8. und 9. Klasse wurden von Pfarrer Rolf Roeder (Basadingen-Schlattingen-Willisdorf) mit dem Unser Vater und Segen beschlossen. Die nächsten beiden Veranstaltungen dieser Reihe sind am Freitag 28. Mai zu dem Thema „Hanna“.

Die Stadtkirche im Spiegel der Jahrhunderte

Mittelalterliche Frühzeit

Vergangenen Samstag nachmittag trug Hansueli Ruch in der Diessenhofer Stadtkirche die Geschichte dieses Gotteshauses vor. Eindringlich schilderte er die bescheidenen baulichen Anfänge 757 unter Federführung des Klosters St. Gallen sowie die Weihe zu Ehren des französischen Heiligen und Pariser Bischofs Dionysius, der um 250 den Märtyrertod erlitten hatte. Sodann berichtete der Referent von umfangreichen mittelalterlichen Um- und Neubauten während der Ära der Kyburger und Habsburger, als nach dem verheerenden Stadtbrand von 1371 und dem nachfolgendem Wiederaufbau die Stadtkirche fast bis zur heutigen Größe ausgeweitet wurde.

Zwei Gemeinden unter einem Dach

Anhand grossformatiger Bilder, auf der Leinwand eingeblendet, bekamen die Teilnehmer eine lebendige Vorstellung von vergangenen Zeiten und ihrer Auswirkung auf die Gegenwart. Besonders im Mittelpunkt stand die viereinhalb Jahrhunderte währende gemischtkonfessionelle Nutzung des Gotteshauses. Humorvoll wies der Redner auf zwei Problemfälle hin, die bis heute für Gesprächsstoff sorgen: So habe es kurz nach dem Übertritt eines Teils der Diessenhofer Bürger zur Reformation (1529) den Vorfall gegeben, dass Darstellungen der zwölf Apostel, katholischerseits an Wänden des Chors aufgemalt, von reformierten Heissspornen zerkratzt und entstellt wurden. Sie sahen in den Heiligenbildern offenbar nur Götzendienst, anstatt sich über künstlerische Details zu freuen.

Fahnen und Schwerter

Das andere Konfliktbeispiel, das Herr Ruch anführte, stammt aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Damals hätten katholische Diessenhofer Bürger den Chorraum so dicht mit Fahnen zugestellt, dass der evangelische Pfarrer kaum noch seinen Weg zur Kanzel habe bahnen können. Dermassen von religiösen Textilien eingehüllt, sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als seine reformatorische Predigt inmitten katholischer Farben und Symbole zu halten. Dieser Missstand habe den städtischen Arzt Georg Michael Wepfer (1591-1659) auf die Palme gebracht. Während einer Anhörung zur Streitschlichtung habe er kurz entschlossen sein Schwert ergriffen und die Fahnen mitten hindurch zerteilt. Infolge dieser Störung des konfessionellen Friedens sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als das Städtli zu verlassen und in Schaffhausen eine neue Praxis zu eröffnen. Sein Sohn war der in der Medizingeschichte zu einiger Berühmtheit gelangte Johann Jakob Wepfer (1620-1695), an den ein Schaffhauser Strassenname erinnert.

Raumgefühl im Kirchenschiff

Breiten Raum nahm die innenarchitektonische Darstellung ein. Das Kirchenschiff sei seit dem ausgehenden Mittelalter von einem wuchtigen Lettner vom Chorraum getrennt gewesen. 1838-1839 sei die Decke zu einem hohen Spitzbogen aufgewölbt worden. In Verbindung mit einem teilweise schwachen Lichteinfall sei dadurch eine geheimnisvoll mystische Stimmung – ähnlich wie in einer gotischen Kathedrale – erzeugt worden, die erst durch den Umbau von 1968-1970 mit Einzug einer hölzernen Kasettendecke in ein helles, weites Raumgefühl umgewandelt worden sei. In den 1960er Jahren sei es zur schiedlich-friedlichen, räumlichen Trennung beider Kirchgemeinden gekommen, weil die katholische Seite einen eigenen Neubau anstrebte und verwirklichte. Die letzte Renovierung 2016-2017 habe für die Stadtkirche eine Bestlösung noch anstehender Restprobleme erbracht.

Die wissbegierigen Besucherinnen und Besucher freuten sich über einen anregenden Nachmittag mit Hansueli Ruch, der aktives Mitglied der Kirchgemeinde ist und sich insbesondere im Archivwesen einen Namen gemacht hat.

Diese Veranstaltung im Rahmen einer „Etwas anderen Erwachsenenbildung“ wurde von Kirchenvorsteher Thomas Russenberger organisiert. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe ist die Pilgerwanderung „Von der Höll zum Paradies“, die unter der Leitung von Brigitta Lampert am 8. Mai um 14.oo an der Stadtkirche angeboten mit.