Info für neuen Kirchgemeindeboten

Info für neuen Kirchgemeindeboten

Im August 2004 veröffentlichte der damalige Gemeindepfarrer Dietrich Henn folgendes Eingangswort in unserem Kirchgemeinde-Bote:

„Hoffentlich gut erholt von einem ereignisreichen ersten Halbjahr, gehen wir nach diesen Sommerferien mit „Schwung und guter Laune“ zurück an unsere Arbeit, in den Alltag der Schule, in das Kirchgemeindeleben. Aber auch Neues wartet auf uns! Der nun hier vorliegende erste „Kirchgemeinde-Bote“ möchte die Kirchgemeinde- und Stadtbürger Diessenhofens über das evangelische Kirchgemeindeleben fortan informieren….“

Also genau seit 15 Jahren werden vierteljährlich unsere gemeindeeigenen Informationen in der Form dieses kleinen Heftchens herausgegeben. Es waren ereignisreiche Jahre mit interessanten Dokumentationen. Rückblicke, Hinweise auf Veranstaltungen, mit Rätseln für Kinder und Erwachsene und anderem mehr. Die Kirchenvorsteherschaft weist nun im Jahr 2019 in einer ersten Information darauf hin, dass der Kirchgemeinde-Bote in dieser vorliegenden Ausgabe und mit dieser Auflage finanziell nicht mehr tragbar ist. Dass wir dieses Heft als Streusendung an alle Haushaltungen im Städtli herausgaben, statt adressiert, hatte den Grund, dass es uns günstiger kam. Dies jedoch kam nicht bei allen gut an und ausserdem ist die grosse Auflage trotzdem recht kostenintensiv. Die Einen lesen es gerne, bei vielen aber landet es umgehend im Altpapier.

Wir stellten uns die Frage: Was tun um uns finanziell zu entlasten? Wie gelangen aktuelle Informationen an diejenigen, die es auch wirklich schätzen?

Unser Versuchsprojekt würde folgendermassen lauten:

Monatlich erstellen wir ein Info-Blatt.

  • Grösse: Ein Blatt A4 im Broschürendruck mit Veranstaltungsüberblick für einen Monat.
  • Datum der Herausgabe: Mitte des Vormonates.
  • Bezugsorte: Stadtkirche und Kirchgemeindehaus. Selbstbedienung!
  • Auf Wunsch: Zusendung an gewünschte Adresse.

Lassen Sie es uns wissen, wie Sie über diese Änderung betreffend Kirchgemeinde-Bote denken.

Geplant wäre diese Änderung auf Anfang Jahr 2020.

Geben Sie uns Ihre Meinung bitte nur schriftlich bekannt an: Evangelische Kirchgemeinde, Sekretariat, Kirchgasse 1, 8253 Diessenhofen

Herzlichen Dank

Ihre Kirchenvorsteherschaft

Eindrucksvolle Tage mit Pfarrer Dr. Theo Lehmann

Denkwürdige Diessenhofer Tage

(von Pfarrer Gottfried Spieth)

Ein wortgewaltiger Prediger und Mitgestalter des jugendbewegten Aufbruchs in der damaligen DDR gastierte letztes Wochenende in Diessenhofen: Theo Lehmann. Seine Auftritte vom 28. bis 30. September in der vollbesetzten Stadtkirche werden weiterwirken. Sein Lied von der Liebe Gottes, die die Kälte aus den Herzen herausnimmt und rohe Fäuste in Hände verwandelt, wurde an den Abenden gesungen, und es wird weiterklingen. Es ist eines von über hundert Songs, die Lehmann getextet hat. Noch sitzt er ruhig an seinem Platz, gelegentlich huscht ein stilles Lächeln über sein Gesicht. Doch kaum hat er die Kanzel bestiegen, geht er ganz aus sich heraus und löst einen heilsamen Schrecken in den Köpfen und Herzen aus. Sein Thema ist der Mensch, dem es gleichgültig ist, wo er die Ewigkeit verbringen wird – und der aus dem Schlaf seiner Sünden wachgerüttelt werden muss, damit er gerettet werden kann. Die Kernfrage lautet: Verlierst du den Himmel, oder gewinnst du ihn?
Dann prangert Lehmann verweichlichte Christen und verweltlichte Kirchen an, die ihre Kernbotschaft nicht mehr an den Mann oder an die Frau bringen. Und er fragt, ob wir in Europa bereit und in der Lage sind, eine künftige Verfolgung durchzustehen. In Bezug darauf schildert er eigene Erfahrungen unter dem kommunistischen Regime, das zahlreiche Spitzel auf ihn angesetzt hatte und ihm das Leben in jeder erdenklichen Weise schwer machte. Nachdrücklich setzt sich Lehmann dafür ein, dass Christen auch heute wieder die Fähigkeit erlernen, ihren Glauben unter Druck und Anfeindung auszuüben.
Mit grossem Eifer vertritt er sein Anliegen, gewürzt mit einem Schuss Ironie. Wenn er seine markanten und humorvollen Signale sendet, charmant dargeboten in sächsisch gefärbtem Deutsch, geht ein Raunen durch die Hörerschaft. Dieser volkstümliche Redner übt eine eigenartige Anziehungskraft aus, obwohl er immer wieder kräftig austeilt. Zum Beispiel wirft er einer spassbetonten Jugend- und Konfirmandenarbeit vor, dem Ernst des Lebens nicht gerecht zu werden. Was er sagt, steht quer zu den üblichen Sonntagspredigten mit ihrem wohltemperierten, auf Mass und Mitte getrimmten Ton.

Prophetische Stimme

Dieser Theologe aus dem Osten pflegt nicht den Dialog am runden Tisch. Sein Ziel ist nicht der friedvolle Ausgleich der Kulturen und Religionen. Stattdessen erfolgen Seitenhiebe auf die tonangebenden Kreise in Gesellschaft und Kirche. Sie klagt er an, ihren Auftrag vernachlässigt und verwässert zu haben. Eine scharfe Attacke reitet er gegen deutsche Bischöfe, die ihre Brustkreuze abnahmen, als sie im Heiligen Land den Tempelberg bestiegen. Gegenüber Freund und Feind verteidigt Lehmann den überlieferten Wahrheitsanspruch von Jesus Christus.
Was dieser Jesus in Johannes 6,67 seine Jünger fragt, das macht der Prediger aus Sachsen zum Thema seiner Diessenhofer Schlusspredigt: „Wollt ihr auch weggehen?“ In dieser Frage steckt, so Lehmann, ein Programm und eine selbstbewusste Haltung. Jesus weiss, was er will und was er nicht will. Seine Forderungen ermässigt er nicht, obwohl einige Hörer bedenklich mit dem Kopf wackeln. Er hat es nicht nötig, sich zu entschuldigen, weil er etwa zu weit gegangen wäre. Er kann es sich sogar leisten, die eigenen Leute ziehen zu lassen, wenn sie nicht auf seine Vorgaben eingehen. Er läuft ihnen nicht nach. Er braucht sie nicht, sie brauchen ihn.
Das ist eben kein Semmel-Jesus, der zum Frühstück ein paar Gipfeli liefert. Sondern ein König mit Hoheit und Würde. Und der braucht nicht um Zustimmung betteln. Der braucht nicht um die Gunst von Wählerstimmen buhlen. Der hat keine Angst vor dem Urteil des Publikums. Der nimmt nichts zurück und gibt nicht nach, wenn jemand versucht, die Gnade verbilligt zu bekommen. Denn diese Gnade ist teuer, und sie bleibt teuer. Und sie hat Grenzen. Der Zugang zu dieser Gnade ist an eine Bedingung geknüpft. Was ist die Voraussetzung, um sie zu bekommen? Der Glaube. Das persönliche Vertrauen zu ebendiesem Jesus. Und das kostet. Das ist anspruchsvoll. Das setzt eine Entscheidung voraus. Das erfordert den Einsatz des Willens. Das braucht keine Rückversicherung bei der Mehrheitsmeinung, sondern Abstand von allen Formen des Halbglaubens und Unglaubens. Das schafft die Befreiung aus einem Meer von Unverbindlichkeit und Beliebigkeit.

Rückblick und Ausblick

Bald ist es dreissig Jahre her, dass der Eiserne Vorhang gefallen ist, und Theo Lehmann zieht Bilanz. Dankbar ist er für den Zugewinn an persönlicher Freiheit, der sich seit der Wende europaweit entwickelt hat. Gar nicht dankbar ist er für den Verlust an Sicherheit seit 2015, als eine mehr oder weniger unkontrollierte Zuwanderung zugelassen wurde. Dabei begrüsst Lehmann jede Tat der Nächstenliebe, sei sie nun auf nahe oder ferne Menschen gerichtet. Diese alle seien angewiesen auf das Evangelium, das sie rettet. Was er hingegen ablehnt, ist eine schrankenlose Barmherzigkeit, die sich staatliche Organe auf ihre Fahnen schreiben – und mit dieser Begründung dann Grenzen öffnen und jeden hereinlassen, wer es auch sein mag. Eine solche Willkommenskultur habe zwar einen moralisch hochwertigen Anspruch, sei aber in der Wirklichkeit nicht umsetzbar, weil sie im Grunde genommen schwärmerisch und utopisch sei. Das Gebot der Barmherzigkeit könne und dürfe den rechtsstaatlichen Grenzschutz nicht aushebeln.
Lehmann hat an diesen Diessenhofer Begegnungstagen Akzente gesetzt, die ungewöhnlich sind und von Vertretern der Kirche selten geäussert werden. Er hat kräftigen Gegenwind zum Zeitgeist entfacht, aber noch mehr Rückenwind erzeugt für diejenigen, die mit Ernst Christen sein wollen. Was er uns ins Stammbuch geschrieben hat, gleicht einer äusserst kritischen Nachbetrachtung zum letztjährigen Reformationsjubiläum, das allzu sehr auf die Bedürfnisse des modernen Menschen zugeschnitten war. Zugleich ist es eine eindringliche Mahnung an alle Thurgauer evangelischen Kirchgemeinden, dass sie das bevorstehende 150-jährige Jubiläum unserer beiden Landeskirchen im Geist eines unverkürzten und unverstellten Evangeliums feiern.

Die Kirchenvorsteherschaft ist komplett

Mit den beiden am 22. August 2018 neugewählten Kirchenvorstehern sind die vakanten Sitze wieder besetzt. Wir heissen Tanja Schum und Thomas Lüders herzlich willkommen!

V.l.n.r: Thomas Russenberger, Inge Bürgin, Jael Mascherin, Brigitta Lampert, Irina Sutter, Thomas Lüders, Tanja Schum, Pfarrer Gottfried Spieth