Andacht zum Sonntag 3. Mai

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Liebe Gemeinde Liebe Gäste aus nah und fern

Freude liegt in der Luft! Da ist sie also, die aufblühende Natur – und wir mitten¬drin. Stark spüren wir es in diesen ersten Maitagen: Mit allem, was da lebt, was da wimmelt und webt, was da schafft und wirkt, gehören wir un¬trenn¬bar zusam¬men. Seit alters sind das die Tage der erwachenden Umgebung, der tätigen Arbeits¬welt, der aufbrausenden Frühlingskräfte. Wie dankbar sind wir für die la¬chen¬de Sonne! Aber noch mehr danken wir für den Regen, der Felder, Fluren und Gärten tränkt.

Aus diesen urwüchsigen Schöpferkräften speist sich die menschliche Tatkraft. Das wird in den grossen heiligen Büchern ausführlich beschrieben. Die bi¬bli¬schen Schriften liefern zahl-reiche Beispiele aus der Welt der Jah¬¬reszeiten, der Pflanzen und der Tiere, der land¬wirt-schaft¬lichen Hege und Pflege in werktätiger Umgebung.

Eine besondere Aufgabe kommt dabei der Weidewirtschaft zugute, also allem, was mit einer artgerechten Tierhaltung in natürlicher Umgebung zu tun hat. Die Stamm¬väter Abraham, Isaak und Jakob waren Hirten mit einer auch für damalige Zeiten schon immens grossen Schar von Schafen, Ziegen und Rindern.

Der Hirtenberuf wird von König David geradezu verklärt und mit Gott in Verbindung gebracht: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ (Psalm 23) Von diesem Psalm sind viele volkstümliche Gesänge abgeleitet. Ist uns aus hellen Kindertagen nicht vielleicht folgendes anrührende Lied in Erinnerung? Es stammt aus der Barockzeit, in der die geistliche Hirtendichtung eine grosse Rolle spielte:

1   Weil ich Jesu Schäflein bin freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich schön weiss zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt, und bei meinem Namen nennt.6   Drückt mich meine kleine Last und ich brauche Ruh und Rast, darf sein Schäflein ohn‘ Bedenken in des Hirten Schoss sich senken, kriegt an seiner milden Brust wieder neue Arbeitslust.
2   Unter seinem sanften Stab geh ich aus und ein und hab‘ unaussprechlich süsse Weide, dass ich keinen Hunger leide; und sooft ich durstig bin, führt er mich zum Brunnquell hin.7  Sollt ich nun nicht fröhlich sein, ich beglücktes Schäfelein? Denn nach diesen schönen Tagen werd‘ ich endlich heimgetragen in des guten Hirten Schoss. Amen, ja, mein Glück ist gross.

Freilich, es gibt Einwände gegen das Bild vom guten Hirten: Drückt es nicht Abhängigkeit aus? Wir sind doch Selbständigkeit gewohnt! Ich dagegen finde: Dieser Eine ist es wert, dass wir ihm unsere Wertschätzung entgegen bringen. Und ja – dass wir uns ihm unterordnen. Denn er ist ja unbestritten der Ranghöhere. Ist er nicht sogar der Ranghöchste unter allen Menschen überhaupt? Eben weil er Gott am nächsten steht! Ich finde: Wir tun gut daran, dass wir seine Weisungen beherzigen. Es dient zu unserem Besten, was er uns empfiehlt.

Und noch etwas: Ist es nicht eine besondere Aufwertung für dich und mich, dass wir ihm – dem Grössten unter allen Menschen – gehö¬ren? Damit bekommen wir ja Anteil an seiner Grösse! Bekommen Selbstbewusstsein und Würde! Wie aussergewöhnlich ist doch dieses Geschenk, wie herausragend ist diese Auszeichnung! Ich finde: Die Verbindung mit ihm – das ist die Krönung. Das ist der Quantensprung. Das ist das Glück des Lebens.

Bei Johannes im 10. Kapitel gibt es einen Satz, der dieses unwahrscheinliche Glück treffend zum Ausdruck bringt. Da sagt Jesus: „ Ich bin der gute Hirt: Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich – wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne.“ (10, 14+15).

Das heisst doch: Jesus kennt seine Leute so gut, wie er seinen Vater kennt. Er ist mit seinen Leuten so vertraut, wie er mit dem Allerhöchsten vertraut ist. Mit anderen Worten: Er hat keine Geheim¬nisse vor ihnen. Mit ihnen teilt er alles, was er hat. Ja, er teilt mit ihnen sogar das Allerkostbarste, was er hat – seinen wunderbaren, ewigen, herrlichen Vater!

Der Sohn Gottes reser¬viert seinen Vater nicht für sich allein. Er öffnet seine Bezie¬hung, die er mit seinem Vater pflegt. Und zwar für wen? Für seine Leute. Also auch für dich und mich, die wir an ihn glauben. Du und ich, wir kommen mit hinein in seine göttliche Familie.

Damit kommt ein kameradschaftlicher, ja familiärer Zug in das Bild von Hirt und Herde hin-ein: Der gute Hirte ist unser Freund und Weggefährte. Und wir? Wir sind nicht nur seine Schaafe. Sondern auch seine Freundinnen und Freunde. Ja sogar seine Schwe¬stern und Brü-der! In seinem Umfeld, auf seinem Weideland bewegen wir uns frisch, fromm, fröhlich, frei.

Das heisst nicht, dass nun jeder herumtollen kann, wie es ihm beliebt. In der Herde dieses Hirten herrschen Ordnung und Klarheit. Keinesfalls wird jeder über denselben Kamm gescho¬ren. Da wird jeder so begleitet, angeleitet oder betreut, wie es nötig ist. Und zwar gerade nicht im Sinne einer bequemen Hängematte. Vielmehr wird jeder nach seinen Fähig-keiten und Mög¬lich¬kei¬ten gestärkt, gefördert und gefor¬dert. Und sicherlich auch getestet, geprüft und geläu¬tert. Dieses Verfahren klingt schon beim Propheten Hesekiel an (Kapitel 34,16+31):

„Die verlorenen gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die ver-letzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist. Ihr seid die Schafe meiner Weide, spricht der HERR.“

Für den Monat Mai wünsche ich uns vertiefte Erfahrungen mit dem guten Hirten! Amen.

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