Familiengottesdienst im Zeichen des Propheten Jona
Einsegnung der Erstklässler
Jona der Friedensstifter – unter diesem Motto stand der Diessenhofer Familiengottesdienst in der Stadtkirche am vergangenen Sonntag. Dabei wurden die evangelischen Erstklässler des neuen Schuljahres begrüsst. Im Hinblick auf die schulische Herausforderung, die vor ihnen liegt, wurden sie im Namen des dreieinigen Gottes feierlich gesegnet. Anschliessend bekamen sie als Geschenk der reformierten Kirchgemeinde eine Schultüte überreicht. Die zweite bis vierte Klasse begeisterte die anwesenden Eltern und Grosseltern sowie die ganze Gemeinde mit mehrsprachigen Liedern voller Bewegung und Lebensfreude. Die Zweitklässler brachten mit Hilfe selbstgemalter Plakate ihre guten Wünsche für die Erstklässler zum Ausdruck.
Zweifler und Friedensstifter
Einen besonderen Höhepunkt bot sodann das Schülertheater der dritten Klasse. Unter Leitung von Religionslehrerin Karin Schmid – die auch das Drehbuch geschrieben hatte – führten die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler eindrucksvoll das Schicksal des Propheten Jona vor Augen: Wie dieser schüchterne Zweifler und schiffbrüchige Drückeberger durch einen Fisch gerettet wird. Wie er sich sodann zu einem wagemutigen und wortgewaltigen Prediger entwickelt, der die Volksmassen in den Bann schlägt und die Grossstadt Ninive von Grund auf umkrempelt. Weil er sogar den Stadtkönig als Bundesgenossen gewinnen kann. Beide sind nun von dem einen grossen Ziel beseelt: Dass die streitsüchtigen Einwohner zur Einsicht kommen. Auf Jonas flammende Reden hin ändern die Leute tatsächlich ihre Gesinnung und brechen mit ihrer boshaften Vergangenheit. Dank Gottes Hilfe erleben sie einen neuen Anfang im Zeichen der Versöhnung. So lautete die Botschaft der jungen Darsteller. Mit einem kräftigen Beifall wurden sie für ihre schauspielerische Leistung belohnt.
Ergreife die zweite Chance!
Die Botschaft des Schülertheaters griff Pfarrer Gottfried Spieth in seiner Predigt auf. Die jüngeren wie die älteren Gottesdienstbesucher forderte er auf, eine zweite sich bietende Chance unbedingt zu nutzen, wenn die erste Gelegenheit – aus welchen Gründen auch immer – verpasst wurde. Als Beispiel nannte er den Propheten Jona: Der habe auch zwei Anläufe gebraucht, um zum erfolgreichen Ziel seines Auftrags zu gelangen. Ähnlich sei es im normalen Leben und schulischen Alltag, worin die Erstklässler und anderen Schüler nun voll einbezogen seien. „Gerade nach den Ferien fehlt oft die Lust zum Arbeiten, und wir haben einen Durchhänger“, räumte Pfarrer Spieth ein. „Aber schlussendlich müssen wir begreifen, wie wichtig unsere Bereitschaft ist, einen ganzen Einsatz zu leisten. Gott unterstützt uns dabei.“ Selbst wenn es sich dabei „nur“ um die zweitbeste Gelegenheit handeln sollte, sollten wir sie nutzen und diese Chance beim Schopfe packen. Das gelte auch für unser Zusammenleben. Zunächst falle es uns wahrscheinlich ziemlich schwer, auf Aussenseiter und Gemobbte offen zuzugehen. Aber bei einigermassen gutem Willen aller Beteiligten werde es trotz anfänglicher Misserfolge schliesslich doch gelingen, alle miteinander gleichberechtigt in die Gemeinschaft einzugliedern. „Handeln wir im Zeichen eines neugefundenen Friedens, der von oben kommt“, lautete die abschliessende Empfehlung.
Annedore Neufeld gestaltete ideenreich und schöpferisch das kirchenmusikalische Programm dieses Gottesdienstes, während Andreas Birrer in gewohnter Tatkraft und Umsicht den Messmerdienst versah. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein reichhaltiger Apéro auf dem Vorplatz der Stadtkirche statt. Jung und Alt erlebten an diesem Sonntagmorgen ein abwechslungsreiches Programm. Sie gingen mit dem sicheren Gefühl auseinander, in eine grosse und segensreiche Gemeinschaft des Friedens einbezogen zu sein. [gs]
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