Gottesdienst und Andacht zum Sonntag

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Im Bereich der Predigten und Andachten haben wir für Sie die Predigt des aktuellen Gottesdienstes hinterlegt.

Andacht zum Sonntag 26. April

Liebe Gemeinde! Liebe Gasthörer und Mitleser aus nah und fern!

Wer gibt uns Hoffnung in der Krise?  Sind es die Ärzte? Die Wissenschaftler? Sind es dieje­ni­gen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen? Wir nehmen an, dass das schon seinen Sinn hat, was sie sagen, emp­feh­len und anordnen. Dennoch nimmt die Unsicherheit zu. Daran kann kein Mensch etwas ändern, und sei er noch so klug und weise. Da braucht es schon noch eine andere Adresse. Und eine höhere Macht. Und die gibt es. Und es ist möglich, dass wir in Kontakt treten mit dieser höchsten Stelle. „Die auf den Herrn harren, die kriegen neue Kraft“, steht beim Propheten Jesaja geschrie­ben. Hier wird das Signal gegeben: Wende dich an die richtige Adresse! Wer auf den Schöpfer setzt, gewinnt Kraft und Klarheit.

In der Mundart gibt es das Zeitwort „plangen“. Unsere Kinder tun das: Sie „planget mängi Stund, bis de Samichlaus-Tag chunt“. Auch wir hoffen sehnlichst. Können es kaum erwarten. „Mir planget“ … Worauf? Dass die Enkel wieder ihre Grosseltern besuchen dürfen. Und um­gekehrt. Dass unsere Senioren wieder ins normale gemeinschaftliche Leben zurück­kehren können. Dass die Stätten geselligen Zusammenseins wieder ihre Pforten öffnen. Dass Handel und Wandel wieder in Gang kommen. Dass die Schule wieder läuft. Und dass es bald regnet.

Ohne eine solche Hoffnung geht es nicht. Das gilt für alle Lebenslagen. Und das gilt sogar für unser ewiges Schicksal. Man muss dieses Vertrauen ein­fach einmal wagen. Hört also auf, Trübsal zu blasen! Hockt nicht ängstlich und zu­sam­men­ge­drückt in eine Ecke, sondern blickt fröhlich und getrost nach vorn. Harren wir aus! Die Stun­de der Erlösung kommt. Denn wir wissen, auf wen wir hoffen, worauf wir „plangen“:  Das sind die höchsten und stärk­sten Person, die es gibt im Himmel und auf Erden. Das sind die mächtigsten Kräfte des gesam­ten Universums. Das ist unser Vater im Himmel. Und das ist sein Sohn Jesus, der von den Toten auferstanden ist. Und das ist der Heilige Geist, die unbändige Urkraft allen Lebens.

Mit solchen Kräften und Mächten im Rücken – da kann man ja gar nicht anders, als positiv zu denken. Blicken wir also über den Tellerrand! Schauen wir über den gewöhnlichen Horizont hin­aus. Das hängt mit dem Osterfest zusammen. Da wird der Hebel umgelegt: Vorwärts immer – rückwärts nimmer. Der Osterglaube öffnet viele Türen. Da werden ungeahnte Kräfte frei, die sich mitten unter uns ausbreiten, erfolgreich und nachhaltig.

Dieser Glaube hat etwas Starkes und Schönes an sich. Dieser Glaube ist vergleichbar mit dem Flug des Adlers. Sagt ebenfalls Jesaja. Was für ein königliches Tier ist das! Vor allem, wenn dieser Vogel hoch oben in den Lüften seine Kreise zieht, ruhig und kraftvoll, mit einem über­legenen­, hellen, klaren Überblick über das, was sich unten auf der Erde abspielt. In ähnlicher Weise be­wegt sich unser Glaube – ruhig und gelassen, mutig und kühn. Jedenfalls hoffe ich, dass wir einen solchen Glauben haben wollen – und ihn früher oder später auch wirklich finden. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Des Menschen Wille ist sein Königreich.

Dieser dein Glaube gewinnt dann eine gute Übersicht und hat einen weiten Hori­zont. Du blickst zurück auf die Höhen und Tiefen deines Lebens – und lernst für die Zukunft. Dieser dein Glaube be­flü­­­gelt dich. Du bekommst neue Ideen in Richtung auf einsame Menschen. Mit ihnen trittst du in Ver­bin­dung. Über das Tele­fon. Über das Internet. Durch Briefe. Die gute alte Schnecken­post ist gar nicht so langsam. Schon am nächsten Tag erreicht sie ihr Ziel. Beson­ders für unsere Senio­rin­nen und Senio­ren in den Heimen ist es eine helle Freude, wenn sie eine Spruch­karte in Händen halten, mit Bild und persönlicher Widmung. Was also wünsche ich uns? Dass wir uns erheben über die Niederungen der Sorgen. Einen klaren Kopf bekommen. Und möglichst vielen Mitbürgern Anteil geben an dieser Zuver­sicht, Amen.

25) Mit wem wollt ihr mich vergleichen, dass ich ihm gleich wäre?, spricht der Heilige.

26) Blickt nach oben und seht: Wer hat diese geschaffen? Er, der ihr Heer abgezählt hervor­tre­ten lässt – sie alle ruft er mit Namen herbei. Wegen der Überfülle seiner Kraft, also weil er vor Kraft nur so strotzt, geht kein Einziger verloren.

27) Warum, Jakob, sagst du, und du, Israel, sprichst: Mein Weg ist dem HERRN ver­bor­gen, und mein Recht entgeht meinem Gott?

28) Hast du es nicht erkannt? Hast du es nicht gehört: Ein ewiger Gott ist der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat! Er ermattet nicht. Er wird nicht müde. Seine Einsicht ist unerforschlich.

29) Dem Ermatteten gibt er Kraft. Wo keine Kraft ist, gibt er grosse Stärke.

30) Junge Männer ermatten zwar und werden müde, und Männer straucheln unvermeidlich.

31) Die aber, die auf den HERRN harren, empfan­gen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Schwingen: Sie laufen und werden nicht müde, sie schreiten voran und ermatten nicht.

[Jesaja Kapitel 40 (frei nach der Zürcher Übersetzung)]

Andacht zum Sonntag 19. April

Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt, … kommt her und esst! …. Und Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, dazu auch den Fisch.     [ Johannes 21,9-13]

Des Nachts sind etliche Männer auf See beim Fischen, aber erfolglos. Schlim­mer als der Misserfolg wiegt die Trauer, die sie gepackt hat wegen des Schicksals ihres Meisters: Er wurde hingerichtet. Das Leben ist grau in grau, kalt wie der Nebel im Wind.

Es naht der Morgen. Was sehen sie? Einen Silberstreif am Horizont? Zu­nächst nur seine Umrisse am Ufer. Danach sehen sie ihn immer heller und klarer: Den sie vermissten, der ist wieder da! Die miss­mu­tige Stimmung wandelt sich schlagartig. Nah am Ufer machen sie doch noch einen ordentlichen Fischfang. Der Meister ist ebenfalls nicht untätig geblieben. Ein Kohlen­feuer hat er entfacht. Fische brutzeln. Die Männergesellschaft trifft sich zu einer herz­haften Morgen­mahl­zeit. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.

Der Gastgeber ist geheimnisvoll – und ist doch kein anderer als Jesus von Na­za­reth. Der war tot – und wird trotzdem wiedergesehen, quick­leben­dig. Ja, dieser Mensch kann sich wieder rich­tig am Leben freuen. Kann wieder laufen und wandern, denken und sprechen, sehen und hören, riechen und schmecken, seinen Willen äussern, über seine Gefühle sprechen, am vol­len und ganzen Leben teilnehmen. Und vor allem: Er kann aufs neue essen und trinken. Er tut das mit Lust und Liebe zusammen mit seinen Freunden in fröhlicher Morgenstunde.

Dieser Auferstandene ist kein Geist. Er ist keine übersinnliche Erscheinung und auch kein Engel. Sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Der auf­erstandene Jesus fügt sich in die Gesetze der Biologie ein, obwohl er über diesen Naturgesetz­en steht: Er atmet, isst und trinkt, nimmt teil am Stoffwechsel und am Kreislauf der Natur. Er hat schon immer dazu­gehört und dabei bleibt es. Seinen Bezug zu dieser Welt hat er nie verloren, auch nicht durch den Tod. Unsere Welt wird nicht entwertet oder aufgelöst, im Gegenteil: Sie wird gefördert. Ihre Existenz ist nun garantiert. Durch seine Auferstehung wird die Natur geadelt und gesegnet, und unser aller Dasein wird gereinigt und bekräftigt.

An Ostern wird mit allen Sinnen gefeiert. Es herrscht eine wunder­bar gehobene Stim­mung. Eine tiefe innere Freude verbreitet sich im all­täglichen Betrieb, mitten in Haus, Hof und Gar­ten. Das Osterfest taucht unser Hier und Heute in ein frisches, warmes Licht, in dem wir uns bewegen wie eine Libelle, die im Sonnenlicht tanzt. Hier und heute bekommen wir einen Schub, der uns Stück um Stück voran­bringt, so dass wir uns von Stufe zu Stufe entwickeln. Durch Jesu Auferstehung bekommt Gottes Schöpfung einen neuen Schwung.

1   Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,     in deiner Urkraft fröhlich ist. Halleluja! 4   Es singen jetzt die Vögel all,     jetzt singt und klingt die Nachtigall.
2   Das himmlisch Heer im Himmel singt,     die Christenheit auf Erden klingt. 5   Der Sonnenschein jetzt kommt herein     und gibt der Welt ein neuen Schein
3   Jetzt grünet, was nur grünen kann,     die Bäum zu blühen fangen an. 6   Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,     in deiner Urkraft fröhlich ist. Halleluja!
             Lied 471 im Gesangbuch     Statt „Urkraft“ steht im Liedtext „Urständ“

Liebe Gemeinde,

das sind ja wirklich schöne Aussichten! Was ist das für eine anrührende Geschichte, die uns im Fischer-Städtli Diessenhofen sicherlich zusagt. Dennoch haben wir derzeit andere Sor­gen. In dieser Krise fällt vielen die Decke auf den Kopf. Geht es uns ähnlich wie jenen Männern im Schiff, in einsamer Fahrt unterwegs auf dem Strom des Lebens? Aber halt! Da ist einer, der am Ufer wartet. Der so ziemlich alle Höhen und Tiefen des Daseins mitgemacht hat. Auch jetzt, nach seinem grossen Durch­bruch in ein neues Dasein, schwebt er nicht über den Din­gen. Sondern mischt kräftig mit. Er ist sich nicht zu schade, einzutauchen in die Nie­de­run­gen des All­tags. Um unsere Langeweile und miss­mutige Stimmung weiss er. Keine see­li­sche Re­gung ist ihm unbekannt, so schwierig sie auch ist. In der Höhe und Tiefe, Weite und Breite unseres Le­bens ist er mit dabei, kennt jeden Punkt und jede Biegung des Weges.

Und er verstärkt unsere Bemühungen. Er begleitet uns beim Einkaufen, beim kleinen über­schau­baren Familienausflug, aber auch, wenn wir ganz allein sind. Ich glaube sagen zu kön­nen: Der auferstandene Jesus arbei­tet mit uns darauf hin, dass die Einsamkeit bald einmal durchbro­chen wird. Dass das normale Leben wiedereinsetzt. Weil er selber ein Liebhaber des normalen Lebens ist. Das hat er von seinem himmlischen Vater gelernt, der seine Menschenkinder und überhaupt seine ganze Schöpfung Schritt für Schritt begleitet.

Und vor allem: Beim Essen und Trinken ist der Auferstandene unsichtbar mit dabei. Das ist kein Zufall. Jesus hat schon immer ein besonderes Ver­hält­nis zu Gast­mäh­lern und norma­len Mahl­zeiten gehabt, besonders zu jenen feier­li­chen Zusammenkünften, aus denen sich dann das heilige Abendmahl entwickelt hat. In gros­ser festlicher Runde wie im kleinen vertrau­ten Kreis fühlt er sich gleichermassen wohl. Durch seine Anwesenheit sorgt er für eine ehren­volle Aufwertung und Würdi­gung unserer Gemeinschaft.

Ich wage jetzt einmal folgende Aussage mit aktuellem Bezug: Jesus kämpft mit uns an der Corona-Front – damit bald wieder Geselligkeit und festliche Freude Einzug halten. Damit dann wieder grössere Mahl­zeiten in Restaurants oder Festzelten möglich werden. Denn der Auferstandene ist ein Liebhaber des Lebens in seiner ganzen Bandbreite. Wie sehr freut er sich mit uns, wenn wir dann wieder in fröhlicher Runde zusammensitzen bei einem guten Glas Wein, einem gebratenen Fisch, einem spannenden Gespräch!

Das ist das Leben – so soll es sein, so muss es sein, jetzt und in der Zukunft. Die erzwun­gene Isolierung ist nur eine Pause, gewissermassen eine staatlich ver­ord­nete Fastenzeit. Und die ist nur be­grenz­t gültig. Danach hat die Sperre ein Ende. Und das Schöne daran ist: Jesus ar­beitet an der Aufhebung dieser Sperre mit. Sein Anliegen ist die Heilung der Welt. Deshalb macht er sogar die Grenze zwischen Himmel und Erde durchlässig. Wo immer er ist, da begegnen sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns …

Herr Jesus Christus! Du hast einen grossen Schritt nach vorn gemacht. Womit? Durch deine Aufer­stehu­ng. Das ist ein gewaltiger Schub für die ganze Welt. Wie gern würden wir noch mehr davon spüren! Führe uns aus der Einsamkeit in die Gemeinschaft, aus der Dunkelheit ins Licht, aus der Unordnung in die Klarheit. Jesus, du bist einer von uns. Und doch kannst und weisst du weitaus mehr als wir. Das ist ja gerade der Grund, warum wir dir vertrauen! Dein Vorsprung an Erfahrung nützt uns in allen Lebenslagen.

Dank sei dir und deinem Vater dafür, Amen.

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„Chileblatt“ Mai 2020

Das neue Chileblatt ist da.

Lesen Sie in der Mai-Ausgabe…

  • Ansprache Pfarrer Gottfried Spieth
  • Wie geht es weiter – Ein Bericht von Präsidentin Brigitta Lampert
  • Gottesdienste, Termine & Aktivitäten
  • Kirchgemeindeversammlung
  • Konfirmation 2020
  • 150 Jahr Jubiläum
  • Gratulationen
  • Freud und Leid in der Gemeinde
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Chileblatt Mai 2020

Gottesdienst zu Ostern

Andacht zu Ostern

Diessenhofer Osterpredigt 2020

Petrus aber stand auf, eilte zum Grab und ging in das Grab hinein. Er sieht die Leinenbinden daliegen und das Schweisstuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte; es lag nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengerollt an einem Ort für sich. Und er ging nach Hause, voller Verwunderung über das, was geschehen war. 

Lukas 24,12 ǀ Johannes 20,6.7

Was für seltsame Tage sind das! Seit Kriegszeiten hat es ein solches Osterdatum nicht mehr gegeben. Was für ein eintöniges Einerlei ist das doch, worin wir gefangen sind …  Bietet das Fest wenig­stens etwas Ab­wechslung? Oder ist die Osterfreude ein Wundermittel, das wir ein­nehmen – und gleich geht es besser?

Vorsicht. Mit Wundern ist das so eine Sache. Lieber stehen wir auf der sicheren Seite. Verlassen uns auf etwas Handfestes. Also auf das, was man an­pa­cken und berech­nen kann. Selber rechnen wir uns wohl allermeist zu den Tatsa­chen­­menschen und haben ein sachli­ches Ver­hältnis zu den Dingen. Dagegen die Oster­berichte im neuen Testa­ment – sind sie nicht seltsam unwirklich? Fast zu schön, um wahr zu sein?

Und doch! Gibt es in diesen Berichten nicht ein gewisses Etwas, das aufhorchen lässt? Männer und Frauen pilgern an den Ort, da Jesus begraben wurde. Einer der ­Besucher will genau wissen, was los ist. Es ist Petrus. Auch er ist ein Tatsachen­mensch. Deshalb steigt er in das Felsen­grab hinein. Inspiziert den Innenraum. Und was sieht er? Nichts! Aber halt – war da nicht doch etwas? Genau! Die Lein­tücher, mit denen der Tote eingewickelt war: Hier auf dieser Seite liegen sie. Und auf der anderen Seite? Da ist das Schweisstuch, mit dem das Haupt des Toten verhüllt war. Alles ordent­lich zusam­men­gelegt. Alles fein und präzise zu­sam­mengerollt. Jedes Ding an seinem Platz. Wie es sein muss. Was für ein sauberes, klares Bild inmitten der ansonsten düsteren Grabeshöhle!

Petrus macht sich so seine Gedanken. Schon merkwürdig: Der Verstorbene ist ver­schwun­den. Aber irgend jemand hat offenbar in aller Seelenruhe und äusserst akkurat „das Bett gemacht“. Wer mag das gewesen sein? Ein Grabräuber? Kaum. Der hätte wohl nur ein wirres Gewühle hinterlassen. Und dann denkt Petrus das bisher Undenkbare: Ob schlussendlich der Verstor­bene selbst der Aufräumer im eigenen Grab gewesen ist? Ob Jesus, als er aus dem Tod erwachte und neue Leibeskräfte in sich spürte, selber diese Tex­ti­lien zusammen­faltete und ablegte, bevor er seine Ruhestätte verliess – im Aufbruch zu neuen Taten?

Je länger Petrus auf dem Heimweg nachdenkt, desto wahrscheinlicher erscheint ihm diese Erklä­rung. Denn dass Jesus im eigenen Grab für Ordnung sorgte – das passt zu seiner zu­pa­cken­­den Art. Schon während seiner beruflichen Karriere als Zimmer­mann und Bau­meister wurde das überdeut­lich. Auch später in seinen Wanderjahren kümmerte sich Jesus engagiert um die Details: Angefangen von der Sorge um das leibliche Wohl seiner Zuhörer, deren Zahl oft in die Tausende ging, über die generalstabsmässige Planung seines Einzugs in Jeru­salem an Palm­sonntag – bis hin zur Fürsorge für seine Mutter. Ihre Betreuung hat er mit letztem Einsatz organisiert. Und zwar im Zusammenhang mit seinem tragischen Ende am Kreuz.

Und wie schaut es nach seiner Auferstehung aus? Wenn nicht alles täuscht, geht es danach in derselben Weise weiter. Jesus hat alles auf dem Radar, denkt an alles, ange­fan­gen vom ordentlichen Verlassen seines Grabes bis hin zu den Fischen, die er brät am Ufer des Sees Genezareth. Hier lädt er seine Jünger zum Frühstück ein (Johannes 21,9-14). Kein Ding ist ihm unwesentlich. Was er anpackt, macht Sinn. Alles ist zweckmässig aufbereitet.

Was bedeutet das für uns an Ostern 2020? Dieses Fest hat eine wunderbare und ebenso praktische Seite. An Ostern wird das Tor zu unserer paradiesischen Zukunft aufgeschlossen. Ostern liefert aber auch den Schlüssel für unser Hier und Heute.

Denn hier und heute brauchen wir einen, „der mit uns geht, der´s Leben kennt, der mich versteht, der auch im Schweren zu mir steht, der in den dunklen Stunden mir verbunden, der mich zu allen Zeiten kann geleiten ….“ Und weiter heisst es in diesem Lied: „Sie nennen ihn den Herren Christ, der durch den Tod gegangen ist. Er will durch Leid und Freuden mich geleiten – ich möcht, dass er auch mit mir geht.“

Dieser Herr Christus weiss sehr wohl, dass wir – im Unterschied zu ihm – zunächst noch hier auf dieser Erde festsitzen. Dass wir hier und heute unse­ren Mann und unsere Frau stehen müssen. Deshalb ruft er uns zu: Seht her, ich habe den schlimmsten Feind besiegt, den es gibt – den Tod. Wenn ich das geschafft habe, werde ich doch auch mit euren Pro­ble­men fertig, die sich hier und heute auftürmen? Ich, der Auferstan­dene, bin mir ja nicht zu schade, mich selbst um Leintücher und Textilien zu kümmern. Umso mehr begleite ich euch in euren täglichen Abläufen: Wenn ihr aufsteht. Wenn ihr euch zum Frühstück hinsetzt. Wenn ihr an die Arbeit geht. Wenn ihr damit immer wieder viel zu früh fertig seid, weil es derzeit eben nicht viel Arbeit gibt. Ich bin bei euch, wenn ihr euch langweilt und euch die Decke auf den Kopf fällt. Ich bin bei euch, wenn ihr aufbrecht zu einsamen Spaziergängen. Und wenn ihr euch abends schlafen legt. Und vielleicht nicht einschlafen könnt …

Nichts ist zu gross – ich umfasse es, sagt der Auferstandene. Nichts ist zu klein – ich küm­mere mich darum. Wie ich das Leben in seiner ganzen Bandbreite durchschrit­ten habe, so bin ich bei euch in der Länge und Breite eurer Tage. Ja, ich kümmere mich um eure Einzel­heiten. Ja, ich mache euch Mut zum Frühjahrs­putz. Ja, ich helfe euch beim Auf­räumen und Ausmisten eurer Häuser, Kammern, Stuben, Estriche, Keller und Gärten.

Und vor allem: Ich schaffe Ordnung in euren Köpfen und Herzen. Ich gehe mit euch in die dunklen Ecken und Verstecke eures Lebens­hauses, wo noch viel Schmutz und Unrat herum­liegt. Ich helfe euch beim moralischen Saubermachen. Ich zeige euch die höhere Ordnung, die in der oberen Welt meines Vaters herrscht. Orientiert euch an diesem Vorbild! Dann bekommt ihr den Kopf frei. Ihr wollt doch Christen sein? Ihr heisst nach meinem Namen? Also führt ein geordnetes, zielgerich­tetes Leben, das meiner Auferstehung würdig ist.    Christ sein heisst klar sein!

Auf diese oder ähnliche Weise könnte Jesus Christus zu unseren Herzen und Gewissen sprechen an diesen Ostertagen. Und wir könnten vielleicht folgende Antwort finden im Gebet …

Herr Jesus Christus! Deine Auferstehung ist voller Geheimnisse und Wunder – und setzt ungeahnte Kräfte frei im Hier und Heute. Deine Auferstehungskräfte kommen uns besonders in diesen stillen Tagen und Wochen zugute. In dieser Stille hören, spüren und sehen wir mehr als sonst. Das schafft ungeahnte Freiräume. Wir bitten dich: Deine Auferstehung gebe uns den Mut, dass wir klar Schiff machen. Und unser Leben auf die Reihe kriegen. Du gehst mit gutem Beispiel voran. Dir folgen wir in einer möglichst hellen, klaren Gesinnung. Und in einer möglichst festen Haltung des Glaubens. Dann erreichen wir auch die höheren Ziele, zu denen du uns berufen hast. Danke für deine treue und sensible Wegbegleitung jeden Tag. Amen.

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Brief zu Karfreitag und Ostern

Liebe Gemeinde

Ich grüsse Sie zum Karfreitag und wünsche eine besinnliche, nachdenkliche Stimmung.

Wir erinnern uns an Jesus Christus und sein tragisches Ende, das aber dennoch seinen tieferen Sinn hatte. Zugleich blicken wir auf Ostern voraus. Im Stillen freuen wir uns schon auf die neuen Lebens­kräfte, die Jesus für uns bereitstellt – da er ja selber am eigenen Leibe diesen Neuanfang erleben durfte.

Ich lade Sie ein, in diesem Zusammenhang meine Osterpredigt zu lesen, die ich beifüge. Und schauen Sie sich im Internet unseren Ostergottesdienst an; wir haben ihn in der Stadtkirche aufgezeichnet. Sie finden ihn ab Sonntagmorgen unter www.evang-diessenhofen.ch

Ihnen und Euch alles erdenklich Gute für die kommenden Tage und Wochen!

Freundliche Grüsse, und bis auf weiteres

Gottfried Spieth

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Andacht zum Palmsonntag 2020

Täusche ich mich? Sehe ich recht oder nicht? Blicke ich nach draussen auf die Strassen im Städtli, kommt es mir vor, als sei jeder für sich selbst unterwegs. Ist es nicht so: Jeder erprobt seine eigene, auf sich selbst zugeschnittene Rolle? Ja, jeder sucht sich seine Route durch das Labyrinth des Daseins. Jeder bahnt sich seine ganz persönliche Strasse durch diese schwierigen Wochen. Und warum ist das so? Wir nehmen eine Auszeit vom normalen und geschäftigen Leben. Wir tun das nicht gerade gern. Sondern aus Einsicht in eine höhere Notwendigkeit. Also ob wir wollen oder nicht: Jeder ist mehr oder weniger auf sich gestellt, oder allenfalls auf seinen kleinsten Familienkreis beschränkt. Und jeder einzelne hofft, dass er schlussendlich an ein gutes Ziel kommt. Wenn es dann soweit ist, freuen wir uns umso lebendiger, umso kraftvoller – und vor allem: Wir tun das dann zusammen!

Noch ist nicht soweit. Noch sind wir zwar nicht eingesperrt in die eigenen vier Wände, aber doch gebunden und gefesselt an unsere einsamen Wege. Noch müssen wir diesen Druck und diese Spannung ertragen. Die meisten von uns verhalten sich so besonnen, so gut es irgend geht. Freilich, manch einem fällt fast schon die Decke auf den Kopf. Besonders unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger haben es unendlich schwer. Für sie bedeuten diese Tage und Wochen eine grosse, kraftraubende Anstrengung.

Uns allen wünsche ich, dass wir diese Herausforderung bestehen. Uns allen wünsche ich, dass wir die soziale Trennung durchhalten, so gut es geht und solange es nötig ist. Uns allen wünsche ich, dass wir die einsamen Wege – wenn wir sie schon gehen müssen – dann auch innerlich bejahen. Genau wie Jesus von Nazareth es getan hat. Oft war er mehr oder weniger allein, musste er sich selbst seinen Weg bahnen, abgetrennt vom Strom des pulsierenden Lebens. Dann zog er sich zurück auf einsame Berge. Oder in die Steppen und Wüsten. Da war er dann allein mit seinem Gott und Vater, den er auch in der grössten Stille nie aus den Augen verlor.

Dann wieder hat Jesus das Bad in der Menge gesucht. Das war auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Da hat er sich aufgemacht und ist in die Hauptstadt geritten auf einem Esel. Dabei hat er eine uralte Prophezeiung erfüllt. Eine unübersehbar grosse Schar, jede Menge Kinder und Erwachsene, hat ihn willkommen geheissen mit Jubelrufen, mit blühenden Blumen, mit Palmzweigen, mit ausgestreutem Grünzeug auf dem Weg. Sogar die Kleider haben sich die Leute vom Leibe gerissen und damit die Strasse gepflastert, auf der der Meister in die Hauptstadt eingezogen ist. Sie haben ihm damit gleichsam den roten Teppich ausgerollt. Was für ein Jubel, was für ein Lobgesang, was für eine hohe, helle Freude hat sich Bahn gebrochen mit überwältigender Macht! (vergleiche Evangelium nach Lukas Kapitel 19,28-38)

So ist es geschehen am historischen Palmsonntag vor bald 2000 Jahren in Jerusalem. Das ist der Tag, den wir jedes Jahr im Frühling feiern. Wir tun es an diesem Wochenende. Und dieses Jahr tun wir es in der Stille. Zugleich wünschen wir uns nichts sehnlicher, als dass diese Stille bald einmal durchbrochen wird von einem lebendigen, quirligen Miteinander. Wie schön wäre es, wenn wir nach unserer mühevollen Pilgerreise durch die Einsamkeit wieder einen gemeinsamen Weg finden! Einen fröhlichen Ausflug ins Grüne machen. Mitfiebern bei einer Sportveranstaltung. Ein Konzert besuchen. In einem gemütlichen Restaurant Platz nehmen. Einen runden Geburtstag feiern im grossen Kreis. Einen festlichen Gottes¬dienst mit der ganzen Familie erleben inmitten einer feiernden Menge … Wenn das an diesem Wochen¬ende geschehen könnte – was wäre das für ein Palmsonntag, an Glanz und Pracht kaum zu überbieten! Ein solches Datum würden wir unser Lebtag nicht vergessen.

Noch ist es allerdings nicht so weit. Selbst für die Ostertage ist mit einer Entspannung nicht zu rechnen. Deshalb bitte ich inständig: Verlieren wir die Hoffnung nicht! Halten wir die Augen offen! Jesus hat seine Augen ebenfalls offen gehalten. Als er auf einsamen Bergen, in glühender Wüste, in düsterer Steppe allein war mit sich selbst und mit seinem Gott – was hat er da getan? Da hat er Ausschau gehalten nach einem Ausgang aus der persönlichen Not, die ihn mit voller Wucht getroffen hatte. Und mitten in der tiefsten Stille tat sich für ihn ein kleines Fenster auf.

Mir fällt dazu ein Lied von Paul Gerhardt ein. Es steht unter der Nr. 683 im Gesangbuch:

Gib dich zufrieden und sei stille

in dem Gott deines Lebens.

In ihm ruht aller Freuden Fülle,

ohne ihn mühst du dich vergebens.

Er ist dein Quell und deine Sonne,

strahlt täglich hell zu deiner Wonne.

Gib dich zufrieden.

Wenn gar kein Einziger mehr ist auf Erden,

dessen Treue du darfst trauen,

alsdann will er dein Treuester werden

und zu deinem Besten schauen.

Er weiss dein Leid und heimlich Grämen,

auch weiss er Zeit, dir´s abzunehmen.

Gib dich zufrieden.

Mein Vorschlag: Dass wir an diesem stillen Palmsonntag ein kleines Fenster aufmachen. Auch die kleinste Hoffnung erfüllt uns mit innerlichen Lebenskräften. Nehmen wir uns ein Beispiel an Jesus: Seine zunächst nur kleine Hoffnung ist zunehmend gewachsen. Sie hat sich enorm gesteigert. Die uralte Verheissung des Propheten hat sich buchstäblich erfüllt. Nach wie vielen Mühen und Plagen durfte Jesus schliesslich doch seinen grossen Tag erleben – und in der Hauptstadt triumphierend Einzug halten als König der Herzen!

Diese ganz grosse Freude – noch vermissen wir sie. Noch ist sie nicht da. Aber vielleicht erhaschen wir einen kleinen Funken von dem grossen Feuer der Hoffnung, das Jesus an diesem Palmsonntag entzündet? Das wünsche ich uns! Und damit unser Hoffnungsfunke so richtig zu glühen anfängt, könnten wir folgendes tun: Auf einem Bogen Papier Palmzweige malen. Und farbige Blumen. Und bunte Tep¬piche. Zu Ehren unseres Heilandes fertigen wir diese Zeichnung an. Und darunter schreiben wir:

„Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn.
Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Lukas 19,38

Lieber Herr Jesus Christus! Noch drückt uns stiller Tage schwere Last. Noch fühlen wir uns beengt, ja gestresst durch die erzwungene Einsamkeit, in die wir gestellt sind durch höhere Gewalt. Noch muss jeder von uns seinen eigenen einsamen Weg mühsam erkämpfen. Dennoch öffnen wir jetzt das Fenster zur Zukunft. Und riechen schon den Duft des Frühlings! Wir fühlen die Kraftströme des neuen Lebens, die du mitten in der Stille bereitstellst an diesem Palmsonntag. Segne uns mit der Kraft deiner Hoffnung, mit der Liebe deines himmlischen Vaters, mit der Zuversicht deiner heilsamen Gedanken, jetzt und allezeit und in Ewigkeit, Amen.