Predigt vom 6.1.2019 – König der Herzen
Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, da das Kindlein war.
Matthäus 2,9
1 Weisheit des Ostens
Beladen mit Schätzen des Orients sind sie unterwegs: Weisheitslehrer mit einer mächtigen, geradezu königlichen Ausstrahlung, und ausgestattet mit ausserordentlichen Vollmachten.
Woher kommen sie? Aus dem Osten. Also aus Persien, jener uralten Grossmacht, die gerade erst zu neuer Blüte aufgestiegen ist? Aus dem Zweistromland, wo die Sternkunde hoch im Kurs stand? Oder von noch weiter östlich, aus Indien, dem Land der Dichter und Denker?
Und welche Religion bringen sie mit? Kamen sie aus Persien, verehrten sie den Lichtgott, waren vermutlich dessen Feuerpriester. Stammten sie aus Indien, glaubten sie an den Kreislauf der Wiedergeburten und den schlussendlichen Eingang in die Vollendung.
Zugleich haben sie bestimmt schon Sympathien für den einen Gott entwickelt, den Schöpfer Himmels und der Erden, der in Israel angebetet wird.
2 Welche Ausmaße !
Woche um Woche zieht ihre Karawane westwärts durch die arabische Wüste. Meist sind sie bis spät in den Abend unterwegs. Ein wunderbares Himmelslicht leitet sie in eine bestimmte Richtung. Dorthin, wo eine bemerkenswerte Geburt stattgefunden hat.
Was vermag das neugeborene Kind? Welche Kräfte sind in ihm wirksam? Sogar Himmelskörper – Fixsterne und Planeten, ganze Galaxien – sind ihm dienstbar und gehorchen ihm. Dieses Kind bringt himmlische Kräfte und irdische Mächte zusammen. Es vereinigt Ost und West, Nord und Süd. In ihm sind göttliche Energien wirksam.
Wird dieses Kind ein Herrscher wie Kyros der Grosse? Wie Alexander der Grosse? Wie Kaiser Augustus? Die haben bereits begonnen, die Welt zu einer Einheit zusammenzufügen. Wird der neugeborene König ihr Werk vollenden? Das kann doch eigentlich nur Gottes Sohn tun!
3 Noch Fragen ?
Jene Forscher kamen aus asiatischen Hochkulturen. Wir kommen aus einem europäischen Kulturland: vom Hochrhein und Untersee, und bewegen uns in der modernen Lebenswelt. In unseren Häusern haben wir uns wohnlich eingerichtet.
Ob wir uns dennoch auf den Weg machen wie jene Männer? Wo liegt das Land unserer Träume, das uns heilig ist? Wer ist der König, den wir suchen und zu dem wir aufschauen? Den wir ehren mit unseren Geschenken, Gebeten, Liedern, mit unserem ganzen Leben?
Oder ist uns das, was hier berichtet wird, zu hoch? zu schwer? zu herrschaftlich? Wir leben in der Schweiz, also seit Jahrhunderten ohne Fürsten und Monarchen. Weise aus dem Morgenland lassen wir uns noch gefallen. Aber dass das königliche Figuren sein sollen, die dem obersten Herrscher huldigen? Welche Vorstellungen von Autorität kommen hier zum Vorschein?
Wirkt das nicht befremdlich, fast unheimlich auf unser behaglich-bürgerliches Lebensgefühl?
4 Der Gang der Entwicklung
Jene klugen, aufgeklärten, überaus vernünftigen Männer hatten anfangs bestimmt auch ihre Zweifel und bequemen Ausreden. Aber die haben sie jetzt überwunden. Jetzt lassen sie sich nicht mehr beirren bei ihrer Suche nach gerechter und weltweit gültiger Herrschaft. Sie rechnen fest mit einem baldigen Machtantritt des Friedenskönigs. So schnell wie möglich wollen sie sich ihm erkenntlich zeigen.
Sie finden und beschenken den Neugeborenen in der Stadt Bethlehem. Von ihm erwarteten sie, dass er eines Tages zum wohltätigen Herrscher aller Völker aufsteigen werde. Ganz so, wie es in uralten Prophezeiungen vorausgesagt ist – nicht nur in der jüdischen Bibel, sondern auch in den heiligen Überlieferungen ihrer angestammten Religion.
Mit diesem gewaltigen Entwicklungsschub rechnen sie – obwohl sie den Heiland der Welt vorläufig „nur“ als Kind bescheidener Eltern erleben. Die einfache Umgebung dieser Familie macht ihnen nichts aus. Denn sie spüren die grossartige Atmosphäre, die vom Kind in der Krippe ausgeht. Und darauf bauen und vertrauen sie.
5 Aufschwung trotz Bedenken
Sie sahen ihn. Hörten sein freudiges Geschrei. Betasteten seine Händchen und Füsschen.
Und wir? Sehen tun wir ihn nicht, geschweige denn betasten. Ist er überhaupt noch am Leben? Er endete ja tragisch am Kreuz. Ist seine Geschichte nicht längst vorbei?
Aber halt! Irgendwo muss er doch sein! Er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Ich bin überzeugt: Im Verborgenen geschieht einiges an ihm. Und mit ihm. Und durch ihn.
Gut Ding will Weile haben. Gründlich bereitet er sich vor. Worauf? Auf einen neuen Einsatz. Der Tag rückt näher, an dem er sein Ziel erreicht. Das ist der Tag, an dem er wiederkommt auf unseren Planeten. Das ist der Tag, an dem er endgültig zu weltbestimmender Grösse aufsteigt. Dann ist er der sichtbare Mittelpunkt einer neuen, heiligen Weltordnung.
6 Der innere Weg
Hohe Worte! Was steckt dahinter? Ganz überzeugt sind wir immer noch nicht. Wir müssten ihn hier und heute spüren. Und zwar deutlich.
Mein Vorschlag: Höre einmal genau hin. Mache eine Reise in dein Inneres und lausche! Vernimmst du Signale? Findest du deinen inneren Leitstern? Deinen inneren Kompass?
Du findest Jesus im Grunde deines Herzens. In der Tiefe deiner Seele. In den Wegen deiner Gedanken. In den Regungen deines Gewissens. Dort wartet er auf dich. Dort begegnet er dir. Dort stellt er dich vor die Entscheidung.
Im Klang deines Herzens hörst du die Stimme deines Königs. Diese Stimme kommt nicht von oben herab, sondern ist dir vertraut. Und sie kommt dir immer näher.
7 Begrüssungsgeschenk
Genau wie er diese Begegnung gründlich vorbereitet, tun auch wir es. Dass wir ja nicht mit leeren Händen erscheinen! Es muss ja nicht gleich Gold sein, auch nicht unbedingt Balsam oder Weihrauch oder ein wertvolles Gewürz. Das alles wurde ihm schon überreicht.
Wir hingegen entwickeln einen besonderen Ehrgeiz. Wir bringen etwas, woran vielleicht noch kaum einer gedacht hat. Wir schenken ihm unser Herz! Das ist wertvoller als alles Gold dieser Welt. Das ist etwas Persönliches. Das ist das Beste, was wir haben.
Legen wir unser ganzes Leben mit allen Höhen und Tiefen vertrauensvoll in seine Hände. Er ist der neugeborene König und künftige Weltenherrscher. Bei ihm sind wir auf der sicheren Seite. Was kann uns noch passieren?
8 Mächtiges Wohlgefühl
Du und ich, wir sind ja nicht allein in seiner Nähe. Da gibt es noch viele, viele andere. Er wird verehrt von vielen klugen Männern und Frauen aus aller Welt, und dazu von unzähligen einfachen und bescheidenen Leuten. Diese riesengrosse Gemeinschaft trägt und hebt. Sie macht uns alle stark. Denn wir alle sitzen im gleichen Boot, das nicht sinken kann.
Es gab eine Zeit als Schüler und Student, da bekam ich Zweifel an der Wahrheit des Christentums. Aber dann sagte ich mir: Was für einer grossartigen Glaubensgemeinschaft gehörst du doch an! Deine Familie glaubt daran. Deine Lehrer, Freunde und Vorbilder glauben daran. Deine Vorfahren haben fest daran geglaubt. Millionen – nein, was sage ich – Milliarden Menschen glauben daran. Als weltweite Gemeinschaft bilden wir ein unzerreissbares Band. Es ist unmöglich, dass wir alle miteinander in die Irre gehen.
Solche Gedanken haben meine Zweifel mit der Zeit überwunden. Ich bekam neue Zuversicht und lernte, meinen Glauben selbstbewusst zu leben. Immer mehr wurde mir bewusst:
Die Bewegung, die durch jenes Kind ins Leben gerufen wurde, hat im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende alle anderen Religionen überflügelt. Das Christentum ist inzwischen die zahlenmässig grösste Glaubensgemeinschaft der Welt. Das sei in aller Bescheidenheit gesagt.
Damit ist nicht gesagt, dass andere Religionen nichts wert sind. Im Gegenteil. Sie beinhalten hohe Gedanken, ehrwürdige Gefühle, wertvolle Weisheiten, die allesamt im Christentum zur Vollendung kommen. Die Weisen aus dem Morgenland sind der beste Beweis dafür: Sie bringen ihren angestammten Glauben zur Krippe von Bethlehem. Unter dem unwiderstehlichen Einfluss von Jesus wird ihr heidnisches Denken umgeformt, verwandelt und veredelt.
Was für ein wunderbar mitreissendes Gefühl löst das aus! Was für eine Begeisterung! Was für einen Gemeinschaftsgeist! Es geht um die stärkste und wichtigste und bedeutendste Persönlichkeit der Weltgeschichte: Um das Kind in der Krippe, den Mann am Kreuz, den Held von Ostern. Er ist es wert, dass wir uns ihm unterordnen mit allen unseren Gedanken, Wünschen und Vorstellungen. Denn er ist der Mann der Zukunft.
9 Segenswunsch
Was ist also mein Wunsch für dieses neue Jahr? Dass wir die Strasse nach drinnen finden. Und diese Strasse auch wirklich gehen.
Dort fällt es dir leichter zu gehorchen. Dort auf dieser Strasse findest du deinen Meister. Die grösste Autorität der Weltgeschichte flüstert dir in deinem Herzen fein und zart den göttlichen Willen zu.
Und dadurch lernst du glauben. Dadurch wirst du immer selbstbewusster in deinem Glauben.
Sollte angesichts solcher Möglichkeiten jemand von uns im Abseits bleiben? Das geht doch einfach nicht! Wer kann hier widerstehen?
Also nichts wie hin, Augen und Ohren aufgemacht! Und dann bist du hin und weg vor Begeisterung. Den König der Herzen hat du gefunden, den Meister deines Lebens, Amen.
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